By on August 3, 2017

Von Frankreich musste ich mich heute vorerst für längere Zeit verabschieden. Es war definitiv der am wenigsten spannende Teil meiner Wanderung.

Die Landschaft war von dem Moment an, als ich den Grenzpass übertreten habe, verändert. Die Berge wirkten weniger hoch, dadurch weniger beeindruckend. Auch wenn ich nochmal über mehr als 2700m überquerte, war es nie so hochalpin wie in den anderen Regionen. Eigentlich müsste es dadurch ja weniger karg und deswegen einladender wirken, aber der Eindruck war ganz im Gegenteil einfach nur langweilig. Nur ab und zu lockerten bizzare Felsformationen alles auf.

Auch die Wanderungen selbst haben ihren Charakter geändert. Vieles ging an asphaltierten Straßen, Forststraßen und Schotterwegen entlang. Oft wurde man durch Orte und Dörfer geführt, die man auch mit Autos erreichen kann. Die Unterkünfte waren auch in solchen.

Die Vegetation war nicht mehr so bunt und schön. Je weiter in den Süden, desto trockener und staubiger wurde alles. Die Farben beschränkten sich auf alle möglichen Töne von braun und grün, mit ganz wenigen Ausnahmen in violett, wie zum Beispiel Lavendel. Dieser stach immer wieder heraus, auch weil es einer der wenigen Pflanzen war, die nicht stach.

Irgendwie hatte ich auch das Gefühl weniger Tiere zu sehen, sowohl wilde als auch Almtiere. Es begleiteten mich keine Kuh- oder Schafsglocken und auch kein Murmeltiergelächter. Dafür gab es das eine Wildschwein, das sorgte für genug Adrenalin. Da ich ja ohne meine vierbeinigen Begleiterinnen unterwegs war, wurde ich auch immer wieder von aggressiven Hüttehunden verfolgt. Das war so richtig ungut. Ich habe ansich keine Angst vor bellenden Hunden, aber wenn man den Wanderweg entlang geht und über mehrere Minuten lang von hinten durch sehr nahe an einem laufende Hunde angebellt und angeknurrt wird, dann ist das sogar für mich ein wirklich ungutes Gefühl gewesen!

Aber nicht nur die Tiere wirkten unfreundlicher, auch mit einigen Franzosen hatte ich so meine Probleme. Ich kann natürlich nicht alle in eine Schublade werfen! Sehr positiv denke ich an die gemeinsamen Mahlzeiten im Selbstversorger-Gîte d’Etape in Saint-Sauveurs-sur-Tinée zurück. Die Burschen waren wirklich gut drauf und lustig und zuvorkommend. Auch an Alexandra und Patrice oder die Belegschaft vom Auberge de la Madone erinnere ich mich gern. Aber der allgemeine Eindruck ist leider des einen hochnäsigen, unfreundlichen und unflexiblen Franzosen.

Aber sie sind ein Wandervolk! Hier musste ich deutlich seltener wegen frühem Frühstück verhandeln, denn in Frankreich fängt das Wanderleben früh an. Immer wieder traf ich Einheimische oder französische Touristen, die mir kurz vor diversen Pässen entgegen kamen und das meist vor 9:00! Sie sind auch deutlich sportlicher und jünger. Nach den Pensionisten auf der GTA, war es nett mal junge Leute mit am Tisch sitzen zu haben.
Die französische Wanderlust hat nur punkto Wanderwege einen Nachteil, denn diese sind deutlich anspruchsvoller, dadurch aber auch kurzweiliger, also vielleicht doch ein Vorteil 🙂

Ich hätte mir auch kulinarisch mehr von Frankreich erwartet, aber nach Piemont war die Latte sehr hoch und wurde nicht erreicht. Das liegt aber sicher nicht an der Region oder an Frankreich, das wurde sowohl in der Auberge da La Madone, wie auch von Alexandra und Patrice bewiesen. Das Problem ist, dass Wanderer in Frankreich einfach eher Schikursstatus haben und entsprechendes Essen bekommen. Die kulinarischen Highlights bekommt man auf der via alpina kaum zu spüren. Sehr viele der Gîte D’Etapes sind ja auch Selbsversorgerunterkünfte.

Fazit

Es ist vielleicht etwas unfair, diesen Teil so negativ zu beurteilen. Es war der letzte meiner Wanderung und da wird man selektiver, kritischer und ist schwieriger zu beeindrucken.
Zum Weitwandern werde ich hierher jedenfalls nicht wieder kommen. Da gibt es einfach wirklich tollere Gegenden.
Aber Frankreich wird Tom und mich definitiv wieder sehen, denn wenn man mal nicht zu Fuß unterwegs ist und den Wanderrucksack durch den Kletterrucksack ersetzt, dann wird es spannend! Es gibt ganz tolle Klettersteige durch beeindruckende Schluchten, unzählige Kletterwände, an denen man sich von den Profis wirklich einiges abschauen kann, tolle Wanderrouten durch schöne Gegenden, wunderschöne französische Dörfchen in denen man campen kann und dann auch kulinarisch verwöhnt wird.

Heute sind wir es gemütlich angegangen, haben am Campingplatz Outdoor-Yoga mit Blick auf die sanften Berge gemacht und uns in der Früh Zeit gelassen. Leider ging sich somit nur ein Programmpunkt auf dem Weg aus und da wir für Abwechslung sorgen wollten, war es ein Kletterwand T5er.

Dann ging es nach Italien in das wunderbare Piemont. Es war schwer sich zu entscheiden, welches meiner Zwischenziele wir anfahren würden. Da ich aber der Mama von Albergo Fontana versprochen habe, wieder zu kommen und wir nochmal so richtig gut piemontesisch essen wollten, ging es nach Rimella!

Geocaching-Statistik
gefunden Geocaches: 2
davon T5er: 1
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Fotos – 02.08.2017
Albergo Fontana

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8 Comments
  1. Antworten

    K2

    August 3, 2017

    Rimella ist immer ein 10-Gänge-Menü wert 😉

    Hier begann ich auch die Küche des Piemont schätzen zu lernen und den Spruch “Essen wie Gott in Frankreich” künftig als Marketingspruch abzutun.

    Cu K2.

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      August 3, 2017

      Sind bei Gang 11 – essen seit 3h und 10min!!

      • Antworten

        Apollo

        August 3, 2017

        Das klingt fast nach Stress, alle viertel Stunde ein neuer Teller.

      • Antworten

        K2

        August 4, 2017

        Nur durchhalten !
        Irgendwann ist auch diese “Etappe” geschafft 😉

  2. Antworten

    Biggi

    August 4, 2017

    So, es ist vollbracht. Ich habe tatsächlich alle Blogeinträge gelesen. (Chronologisch). Dank Zahn-OP und ärztlich verordneter Ruhe, hatte ich genug Zeit, zum Schmökern. Genauer gesagt: Ich wurde förmlich hineingezogen. Du schreibst so erfrischend und spannend, dass man einfach immer nur weiterlesen will (und muss). Man möchte keinen Tag versäumen und undbedingt die wunderschönen Bilder alle gucken.
    Und ständig rätsel ich, ob es ohne die Wuffis evtl. einfacher gewesen wäre und denke gleichzeitig, dass es ohne sie wahrscheinlich noch viel schwerer gewesen wäre …
    Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie Du Dich jetzt fühlst. Einerseits kannst Du sicher vor Stolz platzen, andererseits ist da jetzt wahrscheinlich auch irgendwie ein “Loch”.
    Auf jeden Fall nochmals “Herzlichen Glückwunsch”. Sowohl zur bestandenen Tour, als auch zum wunderschönen Blog und Deiner tollen Family&Friends, die Dich so prima supportet haben.

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall weiterhin alles Gute und viel Erfolg bei den nächsten (Cache-?) Projekten. Besten Dank für die spannenden und unterhaltsamen Stunden beim Blog-Lesen (die Arbeit, die im Erstellen liegt kann man wohl auch nur ansatzweise ermessen).

    Gaaaanz liebe Grüße aus dem fernen Mittelfranken.

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      August 7, 2017

      Liebe Biggi,

      vielen Dank für Deine Worte und WOW – Du hast wirklich alles nachgelesen?! Das ehrt und freut mich sehr.

      Auf dem Heimweg steht so viel am Program, das noch gar nicht viel Zeit für die Leere war, aber sie wird kommen … je mehr wird uns Wien nähern, desto bewusster wird es mir. Gestern war es schon recht schlimm. Aber ich genieße jetzt noch die zwei Tage und lasse es auf mich zukommen.

      Und wenn es jetzt vielleicht schlimm wird und ich in ein tiefes Loch fallen werde, dann kann ich mir ja den Blog schnappen und noch ein bisschen in den Erinnerungen schwelgen … vielleicht hilft das.

      Es würde mich freuen, wenn wir uns im September sehen!

      Liebe Grüße, Ania.

  3. Antworten

    Martin

    August 4, 2017

    Deckt sich 1:1 mit meinem Frankreich-Resümee.

  4. Antworten

    silvia

    August 4, 2017

    Wünsche euch eine wunderschöne Heimreise. 😏

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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