Ein Sommerspaziergang Phase 3

Ende und Anfang

By on Juli 18, 2017

Heute war ein Tag der „letzten Male“. Das trübte die Stimmung ein bisschen, wurde aber durch eine wunderschöne Kulisse schnell wieder gehoben. Die Wanderung war ein perfekter Abschluss für Tom. Er hat mich heute den letzten Tag begleitet und überquerte dabei aber seinen höchsten Gebirgspass mit 2804m! Der Aufstieg war ganz toll, durch riesige Almen und eine Landschaft wie aus Herr der Ringe. Wir gingen es ganz gemütlich an und machten zig Fotostopps. Jeder Hügel zeigte neue, tolle Aussichten, hinter jeden Kurve tauchte ein neuer Gebirgsbach auf. Es war unbeschreiblich schön. Trotz der Höhe wurde es nie richtig alpin und auch nie richtig steil. Am Pass oben froren wir ein wenig. Die Sonne machte gerade ein Nickerchen hinter den Wolken und ohne ihrer Strahlen sind die Temperaturen einfach zu kalt für ein dünnes Shirt und kurze Hose. Die Rast viel dementsprechend kurz aus, aber wir aßen trotzdem das Motivationsbrot mit Käse vom Frühstück und tranken unser Red Bull. Der Abstieg war durch den Nebel spannend und brachte seine eigene Stimmung mit. Wir tauchten richtig in die Wolken ein und die Luft fühlte sich wie in einem kalten Dampfbad an. Hin und wieder lichtete es sich und wir sahen wieder die schönen Almen, diesmal vermischt mit Gestein. Sogar ein Nebelregenbogen begleitete uns kurz. Das letzte Stück ging flott neben einem Gebirgsbach und wir sahen schon seit längerem unser heutiges Endziel, das schöne Dörfchen Chiappera. Auf das Agriturismo freuten wir uns schon sehr, denn es klang vielversprechend und wir haben für zwei Tage gebucht. Bevor es weiter geht, wird mal ein Tag Ruhepause eingelegt. Ich bin seit 20 Tagen durchgehend auf Wanderung und brauch mal etwas Entspannung für den Körper und den Geist und auch etwas Vorbereitungszeit für die kommenden Änderungen.

Aufwiedersehen GTA

Es war vorerst meine letzte Wanderung entlang der GTA. Die nächste Etappe meines Sommerspaziergangs von Graz nach Monaco bringt mich von der Grande Traversata della Alpi auf die rote Via Alpina. Es wird sich wahrscheinlich einiges ändern. Den Rother Wanderführer werde ich nicht mehr brauchen. Es gibt deswegen aber auch keine tollen Streckenbeschreibungen mehr, keine Höhenprofile, keine Wanderkarten, keine Unterkunfttipps, keine vorgesehe Wanderdauer, die zu unterbieten wäre … zumindest nicht in der Form, in der ich es in den letzten Wochen kannte. Das war schon sehr praktisch. In der Früh blätterten wir immer im Büchlein und lasen, was uns auf der jeweiligen Etappe erwartete.
Die GTA gehört zu dem sehr angenehmen, einfachen Teil meines ganzen Spaziergangs, in dem man sich nicht viele Gedanken machen musste, da man einfach die vorgeschlagenen Etappen abging und wenn es einem zu einfach wurde, legte man zwei zusammen. Die Unterkünfte waren auf die GTAler vorbereitet und man traf ja auch genug. Immerhin war ich eigentlich kaum allein seit dem ich diesen Weitwanderweg verfolgte.
Was die rote Via Alpina zu bieten hat, werden wir sehen.

Statt buongiorno jetzt bonjour

Es geht nun auch von Italien nach Frankreich, eine weitere Veränderung nicht nur aufgrund der Sprache. Ich hab bereits die ersten Reservierungs- und Anfragetelefonate versucht zu führen und die Sprachumstellung wird wohl dauern. Endlich kann ich die wichtigsten Phrasen auf Italienisch und verfalle nicht ständig ins Spanische. Jetzt heißt es aber alles auf Französisch umzustellen. Beim ersten Anruf ging es schon mal ziemlich schief und die Dame am anderen Ende erbarmte sich schließlich und fragte, ob ich denn auch Englisch spreche.
Es wird also alles anderes, die Sprache, das Essen, die Telefonanbieter, die Einstellung der Menschen. Bereits hier auf der GTA trafen wir Franzosen und das ist wohl das einzige Volk, welches in einem fremden Land in ihrer eigenen Sprache grüßt, während alle anderen auf Italienisch mit buongiorno, Salve oder ciao hantieren, auch die Nichtitaliener. Prinzipiell mag oder mochte ich Frankreich, bis letztes Jahr in Aix en Provence in unser Wohnmobil eingebrochen wurde und unser geplanter Vierwochenurlaub nach 2,5 Tagen vorbei war. Aber ich bin ja bereit ihnen eine zweite Chance zu geben … wobei ein Problem mit diesem Teil von Frankreich gibt es bereits.

Es wird keine „Anna avec deux chiens“ geben

Das ist wohl auch der Hauptgrund für meine heutigen Stimmungstiefs. Seit gestern ist endgültig entschieden, dass Tom die Wuffis wieder mitnimmt. Ich spaziere durch den „Parc national du Mercantour“, in dem striktes Hundeverbot herrscht. Ich hatte schon so eine Befürchtung, als ich auf die ersten Unterkünfte traf, die keine Hunde nahmen. Nun haben wir aber auf der Seite des Nationalparks selbst die Hinweise gefunden. Nachdem es aber nicht nur eine Etappe ist, die da durch geht, sondern ein Großteil der Frankreichroute, hat es wohl keinen Sinn irgendwie versuchen das zu umfahren oder zu umgehen. Ich muss auf meine vierbeinigen Begleiterinnen verzichten. Das heißt aber, das ich vielleicht wirklich wieder ganz allein unterwegs sein werde. 🙁 Wie sehr ich da mit Motivationsproblemen kämpfen werde, weiß ich noch nicht. Heute waren sie ganz groß. Aber … ich muss nur mehr knapp zwei Wochen durchhalten!

Phase 3 beendet

Heute haben wir nämlich die letzte fehlende Variable der Phase III eingesammelt! Tom war somit beim Ende von Phase I, Phase II und Phase III dabei. Irgendwie schon sehr witzig, denn das war gar nicht so geplant und hat sich aber so ergeben. Ab Donnerstag bin ich dann also offiziell in der Phase IV, die aber kürzer ist als die ersten zwei, deutlich kürzer als die sehr lange dritte. Es ist also ein Ende in Sicht bzw. wenn ich aus der Anleitung für den letzten Teil zitieren darf: „Endspurt, Du kannst das Meer schon fast riechen …“. Naja, ganz so ist es nicht. Ich muss noch einige Pässe überqueren und hab sogar wieder mal einen Gipfel am Weg. Aber ich hoffe, die Tatsache, dass ich bald fertig bin, wird Motivation genug sein, um die letzten Etappen auch allein zu schaffen … und natürlich auch die Vorfreude auf das Neue, auf das Unbekannte.

Pausentag

Bevor es aber eben nach Frankreich geht, machen wir in dem schönen Agriturismo morgen Pause. Wir hatten so unsere Anfangsschwierigkeiten, denn die Nachricht über booking.com, dass wir mit zwei Wuffis anreisen und auch früher kommen ist nicht angekommen. Jetzt hat uns der etwas unfreundliche Vermieter nicht sehr kooperativ das Hundezimmer statt dem mit Jacuzzi gegeben und wir mussten auch 1,5h warten bis es fertig war. Aber da wir so oder so unseren Mittagskaffee mit Eis genießen wollten und das Hundezimmer einen Garten mit Liegestühlen hat, nahmen wir die Änderung gern an. Bevor es zum Entspannen ging, mussten wir allerdings noch ein kleines Abenteuer hinter uns bringen. Hundefutter musste besorgt werden. Auch ein letztes Mal auf dieser Reise. Der nächste Laden, der Frischfleisch oder Ähnliches haben könnte, war 15 Autominuten weit entfernt. Zu Fuß gehen wollten wir heute auf keinen Fall, also wurde Autogestoppt. In die Hinrichtung funktionierte es perfekt. Die Ersten nahmen uns bereits mit. Somit waren wir viel zu früh in Acceglio, denn das Geschäft machte erst um 15:30 auf. Aber ein Spritz in der naheliegenden Bar geht ja immer. 🙂 Im Geschäft waren wir deutlich erfolgreicher als erwartet. Bei der Rückreise nicht ganz so, denn Richtung Talschuss wollte niemand mehr. Der Shuttleservice, den es hier gibt, hatte die nächste freie Fahrt erst wieder um 18:00. Ich fürchtete mich schon vor den vielen Aperolspritz, die wir bis dahin trinken müssten, als zufälligerweise gerade ein Ehepaar von einem anderen Hotel in Chiaperra von dem hoteleigenen Fahrer zum Bus nach Cuneo gebracht wurde. Wie praktisch, denn der fuhr natürlich wieder zurück, nahm uns mit und spendierte uns sogar noch einen Kaffee!

Glück muss man eben haben … aber dass mein Sommerspaziergang unter einem guten Stern steht ist von Anfang an klar … es soll jetzt bitte nur noch bis zum Schluß so bleiben.

Tagesstatistik
zurückgelegte km: 18,3km
überwundene Höhenmeter: 1070 bergauf / 1190 bergab
höchster Punkt: 2804m – Colle di Bellino
tiefster Punkt: 1610m – Chiappera
Stunden unterwegs: 5,7h

absolvierte Stages: 1
gefundene Geocaches: 0
davon T5: 0

Kosten: ?
Übernachtung für zwei inkl. Frühstück: 100,-
4x Kaffee, 2xEis, 1xCrostata: ?,-
Hundefutter im Minimarket: 35,-
Links

Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Agriturismo La Provenzale
Route auf Komoot

Route

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13 Comments
  1. Antworten

    Frank_Z

    Juli 19, 2017

    Was spricht dagegen einen “Deal” mit dem Paten auszuhandeln und den GTA mit den Wuffis weiter zu laufen? Gut irgendwann kommt dort auch Frankreich, keine Ahnung ob es da auch durch diesen Park geht.
    Volker macht es ja ähnlich mit seiner speziellen Route. Auf Erleichterungen für Radfahrer werde ich vermutlich vergeblich hoffen. 😉

    Gute Nacht

    Frank

    • Antworten

      Frank_Z

      Juli 19, 2017

      Volker zum Beispiel ist den Karnischen Höhenweg komplett gegangen (Kai musste wegen Schnee auf den Gailtaler Höhenzug ausweichen) und hat Alternativstationen geliefert. Auch bei Phase II scheint er von Martinas Weg abzuweichen.
      Bei München-Venedig hat es die Variante über die 7-Tuxer-Summits später sogar als Alternativstation ins Listing geschafft. Meine Marmoladavariante hat auch eine Station ausgelassen und Stage 3 sah ich wegen der Benediktenwandüberschreitung auch nur von oben.
      Ich vermute der Wechsel auf die blaue Via Alpina ist geschehen, weil es der direktere Weg nach Monacco ist. Persönlich würde ich mich über eine GTA-Variante freuen.

    • Antworten

      Frank_Z

      Juli 19, 2017

      Ich nehme an die Via Alpina Website kennst du.
      Tracks am Computer erstellt, teils Monsteretappen:
      http://www.via-alpina.org/de/stage/130
      Nicht alle Unterkünfte enthalten, aber ein erster Startpunkt zur Unterkunftssuche kann die Seite sein.
      Persönlich habe ich glaube einen Wanderführer vom Gelben und Violetten Weg. Ob es Blau auch gibt, weiß ich nicht.

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 19, 2017

      HI,

      ich habe kurz über Verhandlungen bezüglich einer Alternativvariante nachgedacht, aber jetzt hab ich schon so viel Aufwand betrieben, um die geplanten Stages zu absolvieren, dass ich jetzt eigentlich nicht aufgeben möchte. Es sind ja nicht mehr viele und Tom holt mich auch wieder mit den Wuffis ab, d.h. wir werden sehr wohl ALLE VIER in Monaco einrauschen. 🙂

      Ich werde aber mit dem Paten über eine GTA Alternative sprechen, denn die Grande Traversata della Alpi möchte ich auf jeden Fall fertig machen und warum nicht noch bevor Volker und Du in die vierte Phase eintaucht. Für Martina werde ich es nicht rechtzeitig schaffen, denn heuer möchte ich dann doch nach Hause. 🙂

      Liebe Grüße noch aus Italien, Ania.

      • Antworten

        Frank_Z

        Juli 20, 2017

        Hi Ania,

        dann bin ich gespannt, welche Route du schlussendlich wählst.

        Falls du durch Casterino kommst (rote Via Alpina), kannst du noch https://coord.info/GC4WTK9 loggen. Dieser Cache wurde mit einem Via Alpina Stippendium (1000 EUR? EU-Steuermittel) gelegt. Wo man nach der Box fragen muss, kann man auf der Facebookseite des Cache-lege-Projekts herausfinden. Denke, dass keiner der bisherigen Finder mehrere Tage auf der Via Alpina gewandert ist.

        Phase IV wird bei mir erst in ferner Zukunft sein (und dann GTA bis Ende), dieses Jahr war nur Phase I dran, eventuell ein bisschen Phase 2 im Oktober, falls Wetter und Zeit dies zulassen.

        Viel Erfolg

        Frank

      • Antworten

        Frank_Z

        Juli 20, 2017

        Ich glaube nach noch einmal lesen habe ich verstanden, dass du den GTA eventuell nächstes Jahr fertig machen willst.

        • Antworten

          weltraumaeffchen

          Juli 25, 2017

          Jap! Das ist der Plan 😉

  2. Antworten

    Suywen

    Juli 19, 2017

    Gratulation zum erfolgreichen Abschluss von Phase III. Guten Endspurt!

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 19, 2017

      Danke!!

      Endspurt klingt gut 🙂

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 19, 2017

      jap, die Seite kenne ich, ist nicht die übersichtlichste, aber mittlerweile finde ich mich dort ganz gut zurecht.

  3. Antworten

    K2

    Juli 19, 2017

    Hallo Ania.

    Kleine Wette gefällig ?
    Meine These: Du wirst ab Larche und bis ca. 3 Tage vor Monaco nicht alleine sein.

    Schöne Grüße aus dem Salzburger Land,
    K2.

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 25, 2017

      Wette verloren – die biegen alle in unterschiedliche Richtungen ab, aver kein Mensch geht nach Monaco 😉 wieso eigentlich Monaco?

      • Antworten

        K2

        Juli 25, 2017

        Du mußt schon genau lesen !
        Ich habe nicht gesagt, daß sie den gleichen Weg laufen, sondern daß Du nicht alleine sein wirst – für Dich in den Unterkünften ja teils eher ein Fluch.

        Monaco:
        Kleinster Alpenstaat.
        IN den Alpen.
        DAS Buch am Ziel.
        Nizza ist (Groß)Stadt in der Ebene außerhalb – keine Ahnung, warum da alle hingehen.
        Rote Via Alpina statt GR5, denn der GR5 ist ja die natürliche Verlängerung der Ost-Alpenüberquerung 2017: 02er + Grüne Via Alpina + GR5 = von Hainburg an der Donau/Niederösterreich ans Mittelmeer.

        Es ist doch immer gut einen Masterplan für die nächsten Jahre zu haben – man denke nur an die t-Kreuzung.

        K2.

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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