Ein Sommerspaziergang Phase 3

gute und schlechte Märchen

By on Juni 29, 2017

Um noch ein bisschen Zeit mit Tom herauszuschlagen, habe ich beschlossen den heutigen Aufstieg zu kürzen und die endlich mal fahrende Gondel zu nützen. Somit konnten wir noch den Vormittag gemeinsam verbringen, gemütlich Yoga machen, Frühstücken und Packen. Langsam merkte ich aber schon, wie schwer mir der Abschied fallen wird. Ich musste mich nicht nur von Tom, sondern auch von den Pupsen verabschieden. Sie legen mal eine 10 tägige Pause ein. Deswegen kürzten wir das Verabschieden ab, indem ich spontan beschloss statt der 12:30 die 12:00 Fahrt zu nehmen. Es war also keine Zeit mehr für Tränen, nur ein schnelles Knuddeln, ein schneller Kuss und wir winkten uns zu, bis ich in der dicken Nebelwand verschwand.
Schlechtes Wetter war der Preis für den gemütlichen Vormittag, denn ab 13:00 sagten sie Regen und Gewitter an.

Erzürnte Götter

Vorgestern war der Wanderweg durch die Felsen im Nebel schon unheimlich, heute war es noch schlimmer. Die Engländer, die wir mal getroffen haben meinten, ich sei da bald “on top of the world”, ich fühlte mich eher wie am Ende der Welt! Der Nebel wurde dichter und zog hin und her, so dass immer wieder Felsen ganz nah aus dem Nebel auftauchten, als ob es dunkle Geschöpfe wären, die mich ständig beobachten. Ich wusste nicht wie tief es links von mir runter ging oder wie hoch die Wand rechts von mir war. Und dann kam der erste Donner, als ob sich die Wesen über etwas aufregten. Zuerst ganz leise, dann immer lauter und immer öfter.
Noch regnete es nicht und noch sah ich keine Blitze, aber es war nur eine Frage der Zeit.
Ich zog mir meinen neuen, roten Regenponcho über und beschleunigte meine Schritte. Ich muß wie ein kleiner Giftzwerg, der durch die Hölle geht, ausgeschaut haben.
Meine Gedanken wurden immer düsterer. Ich überlegte mir tatsächlich, ob ein Blitz nicht lieber in einen Felsen, als in ein rotes Cape einschlagen würde. Bäume standen leider keine zur Verfügung. Und dann kamen Gedanken, wie ob es richtig war, sich nur so schnell zu verabschieden, ob ich denn alles zu Tom gesagt habe, was ich sagen wollte, ob ich mich oft genug für diesen wunderschönen Tag gestern bedankt habe.

Cinderella

Ich fühlte mich wie Cinderella, die ihre Reise kurz unterbrechen durfte und in einem Kleid und Stöckelschuhen wunderschön zu Abend speisen durfte. Dann kam der Ohrwurm von Silbermond, der mich den heutigen Tag begleitetet. Ein Lied, das ich bei unserer Hochzeit gesungen habe, das einzige Lied, das ich je öffentlich gesungen habe.

Ich habe einen Schatz gefunden
Und er trägt Deinen Namen
So wunderschön und wertvoll
Und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen
Du schläfst neben mir ein
Ich könnt’ dich die ganze Nacht betrachten
Sehn wie du schläfst hör’n wie du atmest
Bis wir am Morgen erwachen
Du hast es wiedermal geschafft
Mir den Atem zu rauben
Wenn du neben mir liegst
Dann kann ich es kaum glauben
Das jemand wie ich
Sowas schönes wie dich verdient hat

Dut das Beste was mir je passiert ist
Es tut so gut wie du mich liebst
Vergess’ den Rest der Welt
Wenn du bei mirt
Dut das Beste was mir je passiert ist
Es tut so gut wie du mich liebst
Ich sag ‘s dir viel zu selten
Es ist schön, dass es dich gibt

Dein Lachen macht süchtig
Fast so als wär’ es nicht von dieser Erde
Auch wenn deine Nähe Gift wär’
Ich würde bei dir sein solange ich sterbe
Dein Verlassen würde Welten zerstören
Doch daran will ich nicht denken
Viel zu schön ist es mit dir
wenn wir uns gegenseitig Liebe schenken
Betank mich mit Kraft
Nimm mir Zweifel von den Augen
Erzähl mir Tausend Lügen
Ich würd’ sie dir alle glauben
Doch ein Zweifel bleibt
Dass ich jemand wie dich verdient hab

Dut das Beste was mir je passiert ist
Es tut so gut wie du mich liebst
Vergess’ den Rest der Welt
Wenn du bei mirt
Dut das Beste was mir je passiert ist
Es tut so gut wie du mich liebst
Ich sag ‘s dir viel zu selten
Es ist schön, dass es dich gibt

Wenn sich mein Leben überschlägt
Bist du die Ruhe und die Zuflucht
Weil alles was du mir gibst
Einfach so unendlich gut tut
Wenn ich rastlos bin
Bist du die Reise ohne Ende
Deshalb leg ich meine kleine große Welt
In deine Schützenden Hände

Dut das Beste was mir je passiert ist
Es tut so gut wie du mich liebst
Vergess’ den Rest der Welt
Wenn du bei mirt
Dut das Beste was mir je passiert ist
Es tut so gut wie du mich liebst
Ich sag ‘s dir viel zu selten
Es ist schön, dass es dich gibt

Ich sag ‘s dir viel zu selten
Es ist schön das es dich gibt

Ja das ist er. Und ich wollte ihn unbedingt wieder sehen. Laufen in meinem Schutzcape ging nicht. Aber ich war ziemlich schnell. Denn bald sollte das Refugio kommen. Weiter wollte ich bei Gewitter und mittlerweile auch Hagel auf keinen Fall gehen, denn danach kam ein Weg entlang des Grates, wo die Blitze von keinem Felsen mehr abgelenkt werden würden.
Ich rief Tom an, denn hier hat man überall in den Bergen ja Empfang, nur in den Tälern nicht. Und er war wieder für mich da und erzählte mir Märchen von Blitzen, die nicht in kleine Mädchen mit runden roten Capes einschlagen, sondern in spitze Felsen – das beruhigte etwas.
Im Refugio traf ich dann vier Deutsche, die schon mit ihrer heutigen Tour von der Gondel bis hierher fertig waren, aus meiner nassen Erscheinung intelligent schlussfolgerten, dass es regnete und sich wieder ihrem dritten Bier widmeten. Irgendwie war das Ganze nicht sehr einladend. Zwei Kaffe, einen Kuchen und etliche Zuckerl später klärte es langsam auf, es regnete zwar noch, aber trotzdem machte ich mich auf den Weg, laut Koomi noch 3h, laut Hüttenwirt noch 4h, das könnte nicht so schlimm sein.

Die Ruhe vor dem erneuten Sturm

5 Minuten später hörte der Regen auf, der Wind blieb gerade noch lang genug, um mein Cape zu trocknen und verstummte ebenfalls und die Sonne kam raus. Tatsächlich fühlte ich mich, wie am Dach der Welt. Der Ausblick war unglaublich. Links erstreckte sich die weite, flache Po Ebene, rechts unendliche Bergmassive der Alpen. Und über beiden Seiten schwebten dunkle, gefährlich ausschauenden Wolken, nur über meinem Grat war der Himmel frei. Es war klar, dass ich heute nochmal nass werden würde, denn irgendwann zieht es auch über mir zu. Also legte ich einen Schritt zu, ließ mir aber den kurzen Abstecher zum Monte Roux (2318m) nicht nehmen, ein Gipfel musste wieder mal sein.

Gerade als ich über den Pass die Gratwanderung verließ, wurde es wieder dunkel, aber die Straße breiter und der Wettlauf mit dem Gewitter begann. Ich habe verloren, kam aber um 18:30 gut im Agriturismo an. Es war wirklich eine Erleichterung nach der Horrortour endlich da zu sein. Jetzt kam nur noch die Sorge, wie ich denn meine leider aufgrund des feuchten Grases nassen Schuhe wieder trocknen könnte. Es wurde sofort im Speisesaal der Ofen angeheizt und ich setzte mich zu meinen Bergbock, um mich von zwei Belgiern auf der GTA in ein Gespräch verwickeln zu lassen. Sie hatten einen ähnlich spannenden Weg, waren nur immer zu einer anderen Zeit im Nebel bzw. Gewitter. Wir zeigten uns gegenseitig die Fotos, wie es denn ausgeschaut hätte, wenn man gerade Aussicht gehabt hätte. Sie wurden von den Wandermarkierungen auch nicht am Grat entlang sondern an einem ganz schmalen, unschönen, gefährlichen Pfad geleitet. Ich war auch kurz dort, aber Koomi meinte, ich hätte die Tour verlassen und ich kehrte um.

Hinweise an meine Nachfolger: zwischen dem Rifugio und den Mount Doux sind die Markierungen an dieser Stelle irreführend!

Das Mästen geht weiter

Ich wurde gar nicht gefragt, ob ich überhaupt zu Abend essen möchte. Es ist hier eine Selbstverständlichkeit und ich muss das wohl akzeptieren. Mein Rucksack ist jetzt um das ganze Pupsizeugs leichter, also kann ich ein bisschen Gewicht zulegen. Es gab wieder Antipasti als Vorspeise, Ravioli als Primi Piatti, gebackenes Fleisch und Gemüse als Second Piatti, dazu Salat, eine Käseplatte und einen Schokokuchen. Dazu einen halber Liter Rotwein! Gottseidank fanden sich in den Belgiern dankbare Abnehmer für meine Speisen, die ich nur gekostet habe. Es war alles sehr lecker.

Und so war den ganzen Tag für Spannung, Abwechslung und Nervenkitzel gesorgt. Nur ab und zu musste ich daran denken, dass keine acht Pfoten neben mir her spazieren. Heute war es aber wirklich besser so, denn zu all dem war der Wanderweg teils gesichert und mit leiterähnlichen Tritten wäre er schwierig für die Wuffis gewesen. Aber wenn man dann ins Zimmer einzieht und auf der Ablage hängen keine Leinen, und wenn man nach dem Abendessen zurück kommt und es begrüßt einen niemand, dann ist es wieder ganz schlimm.
Ich muss mir einfach immer nur vorsagen, es sind nur mehr 10 Tage!

Tagesstatistik
zurückgelegte km: 14,3km
überwundene Höhenmeter:  630 bergauf / 1050 bergab
höchster Punkt: 2320m – Mount Doux
tiefster Punkt: 1440 – Agriturismo
Stunden unterwegs: 6,5h

absolvierte Stages: 2
gefundene Geocaches: 3
davon T5: 0

Kosten:
Übernachtung inkl. Halbpension:
Gondel: 7,-
Links

Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Agriturismo Belvedere
Route auf Komoot

Route

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14 Comments
  1. Antworten

    Frank_Z

    Juni 29, 2017

    Hier in Salzburg regnet es im Augenblick auch. So wie gestern immer wieder und heute. Aber kein Gewitter. Mal schauen, ob es aufhört und ich Richtung Graz weiterfahren.
    Caches along a route sind noch ein Problem. Habe Martinas Track von Phase I genommen und auf weniger als 500 Punkte reduziert aber beim Hochladen kommt Fehler 503 oder so ähnlich. Hatte das vor Monaten schon und auf dem Account von einem Freund genau das gleiche.
    Gute Nacht
    Frank

    • Antworten

      Martina

      Juni 30, 2017

      Das Problem mit den Geocaches pocketquerie hatte ich auch. Daher habe ich von jedem Tag eine Pocket querie erstellt. Es ginge wahrscheinlich auch mehrere Tage zusammen.

  2. Antworten

    Babsy

    Juni 30, 2017

    heute abend sind es nur mehr 9 tage …..

    • Antworten

      Apollo

      Juni 30, 2017

      Genau!
      Noch neun mal schlafen..
      😘

  3. Antworten

    Martina

    Juni 30, 2017

    Danke für die Info über die Markierungen.
    Du bist berühmt. Immer wieder werde ich auf dich angesprochen.

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 1, 2017

      HI,

      wohl als die Verrückte mit den zwei Hunden, die so früh los ging 🙂

      Grüß bitte alle immer ganz lieb von mir!

      LG, Ania.

    • Antworten

      K2

      Juli 1, 2017

      Hallo Ania und Martina.

      Die Markierung ist NICHT irreführend, sondern die Empfehlung, wenn man den Gratweg (z.B. wegen Nässe 😉 nicht weiter gehen will.
      Nachdem bei mir vom Unwetter am Vortag alles rutschig war, sind ich und meine temporäre Begleiterin diesen Weg gegangen.

      @Martina: Befrage Ania auch mal wegen der Ausgestztheit des oberen Weges.

      Schöne Grüße aus Knittelfeld/Steiermark,
      K2.

  4. Antworten

    Apollo

    Juni 30, 2017

    Du bist schon unglaublich mutig!
    In dieser unwirtlichen Gegend so hoch oben alleine und im Nebel, und jetzt auch ohne flauschige Unterstützung – puh! 😱
    Dass du das packst, finde ich äußerst beeindruckend..

    Grundsätzlich mag ich Gewitter. Wenn sie nicht zu heftig sind, gehe ich mit Käferchen immer vor’s Haus zum Blitze schauen und Donner horchen, damit sie merkt, dass man sich nicht fürchten muss.
    Aber da kann ich jederzeit rein gehen wenn es doch unheimlich wird.

    Und du schlägst dich dabei allein über die Berge durch!!

    😘

    PS: Das Märchen vom kleinen Mädchen mit dem roten Cape ist es bestimmt wert, weiter erzählt zu werden? 😊

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 1, 2017

      hi,

      jap, ich mag auch Gewitter … aber nur von einer Terrasse aus betrachtet … aber im Moment verfolgen sie mich beim Wandern, da mag ich sie gar nicht!

      Und das rote Cape zieht sich weiterhin durch … so wie die nassen Schuhe … Ich muss wohl doch immer zusammen essen, sonst wird das nichts mitm schönen Wetter 🙁

      Liebe Grüße auch an Helge und Silva!

  5. Antworten

    Volker

    Juni 30, 2017

    Du erzählst so packend, dass da bei mir sofort das Kopfkino losgeht. Man könnte von deiner Wanderung wirklich einen Film drehen.
    Halt durch und alles Gute
    Volker

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 1, 2017

      Danke Dir!

      Ich tu mein bestes um Durchzuhalten … wenn da nicht immer diese nassen Schuhe wären 🙁

  6. Antworten

    Martina

    Juli 1, 2017

    Wie war der Weg über den Grat? War es ausgesetzt?
    Das mit den nassen Schuhen kenne ich.

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 3, 2017

      Guten Morgen,

      ich fand den Gratwanderweg leichter als den seitlichen. Auch die Belgier haben gemeint, der seitliche Weg war sehr schmal und gefährlich, da man durch das hohe , dichte Gras nicht wirklich gesehen hat, wo man hin steigt.
      Ausgesetzt fand ich den Gratweg nicht, aber das ist ein bisschen eine subjektive Wahrnehmung. Kämpfst Du etwas mit Höhenangst?

      Liebe Grüße, Ania.

      • Antworten

        Martina

        Juli 3, 2017

        Guten Abend. Ja ich kämpfe mit der Höhenangst. Meine Hoffnung ist immer, dass ich solche Stellen nicht alleine laufen muss. Es hilft mir, wenn jemand dabei ist.

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Höhe statt Ferne

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2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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