Ein Sommerspaziergang Phase 1

Vom Orion über eine Kreuzung nach Innsbruck

By on Mai 21, 2017

Die Geschichte vom Orion ist ein kleiner Sidestep zu einem anderen Cache.

Im Februar wurde von legowojtas, einem Geocaching Freund von meinem Papa, das Belly Bottom Event in Opole, PL veranstaltet. Dafür wurde ein Eisloch in einen Schwimmteich geschnitten und wir durften alle rein, nachdem wir uns und bevor wir uns wieder in der Sauna aufgewärmt haben. War wirklich toll und ein cooles und kühles Erlebnis und eine zusätzliche Abhärtung für meine damals noch nicht mal im Unterbewusstsein geplante (oder doch?!) Wanderung.

Für dieses Event hat mein Vater extra den Nightcache (*) “Orion” gelegt, der an dem Tag publiziert hätte werden sollen, mit dem Hintergedanken mir da ein FTF (*) zu ermöglichen. Leider war das Event an einem Sonntag, Tom musste am Montag in der Arbeit sein und von Opole nach Wien sind es 5h Fahrt, von dem Nightcache nochmal eine Stunde mehr. Wir hatten also nicht ewig Zeit, diese Dose zu suchen und auch nicht ewig Energie, denn es war tiefster Winter und entsprechend kalt. Im Team mit legowojtas und stryker starteten wir nach Einbruch der Dunkelheit und sammelten an den unterschiedlichen Stages die Fragen ein. Es war etwas schwer, die Fragen gleich zu beantworten, einerseits aufgrund der Schwierigkeit der Fragestellungen und andererseits, weil es einfach sehr kalt und spät war. Wenn es nicht 500km weit weg gewesen wäre, hätte ich schon viel früher beschlossen, abzubrechen, vor einem Rechner mit guter Internetanbindung und nicht am Handy die Fragen zu beantworten, mir die Koordinaten in Ruhe zuhause auszurechnen und nochmal herzukommen. Aber 500km weit nochmal herkommen ist halt nicht so einfach, oder?

Um Mitternacht war Schluss, wir mussten ins Hotel und früh aufbrechen, zum großen Unmut meines Vaters, der den Entschluss nicht ganz verstanden hat. Seine Enttäuschung war verständlich, aber was nicht geht, geht nicht und an dem Tag ging nichts mehr.

Bereits am nächsten Tag habe ich für mich beschlossen, dieses FTF zu holen, nicht des FTFs wegen, die sind mir nicht so wichtig, meines Vaters und des Familienfriedens wegen … und weil ich vielleicht doch etwas verrückt bin.

Am Donnerstag um 7:30 stieg ich in den Bus. Nahm um 8:10 den Zug von Wien HBF nach Danzing, war um 12:40 in Katowice und setzte um 13:19 meine Reise nach Opole fort, wo ich um 14:34 ankam. Ausgemacht war, dass ich mich mich legowojtas nach seiner Arbeit treffe und wir dann gemeinsam den Nightcache fertig machen. Zeit tot schlagen ist ja für einen Geocacher kein Problem, ein paar Dosen finden sich immer zum Suchen und Loggen.

Der Nightcache wehrte sich. Es war immer noch tiefster Winter und so ganz easy cheasy ging es nicht, wir sind zum Beispiel mitm Auto im Schnee stecken geblieben und mussten auf Unterstützung von meinem Vater warten, der uns aber so oder so begleiten wollte. Auch mit dem Öffnen der Dose hatten wir so unsere Schwierigkeiten, auf die ich hier jetzt aber nicht näher eingehen möchte. Jedenfalls standen wir um 19:19 als FTF im Logbuch. Um 21:38 saß ich bereits wieder im Zug Richtung Katowice, wo ich von 23:00 bis 0:05 ein bisschen Zeit tot schlagen musste, mich aber dann doch nicht getraut hab mitten in der Nacht geocachen zu gehen, um 6:55 stieg ich dann aus dem Zug in Wien HBF aus und war um 7:45 an der Bushaltestelle, wo ich knapp 24h vorher meine Reise begann.

Nochmal ins “finschtere” Tal fahren ist ein Klacks dagegen

So wird es niemanden wundern, dass ich bereits gestern Nacht noch den Entschluss getroffen habe, die Niederlage nicht einfach so auf mir sitzen zu lassen und heute nach einem sehr süßen Frühstück, wie man es von einem Hotel mit eigener Konditorei erwarten könnte, Mirjam angerufen habe und gebeten habe, uns wieder ins Tal zu bringen. Neue plausible Koordinaten hatte ich zu dem Zeitpunkt auch schon, quasi eine zweite Variante zu den gestrigen, wobei ich beide überprüfen wollte. Geplant habe ich mir eine schöne Wanderrunde, wo ich auch eventuell zum Pfitzerjoch aufsteigen wollte, jedenfalls zumindest bis zum Pfitzerjoch Haus kommen wollte.

Bei Sonnenschein begannen wir unseren Aufstieg, bald brauchte ich aber nicht nur die Weste, sondern auch die Regenjacke, so kalt war es da oben wieder und auch die Sonne war weg. Offenbar liegen die Berge zwischen Europahütte und Pfitzerjoch Haus immer im Nebel und / oder Schnee. Letzteres blieb uns heute erspart, allerdings nur von oben, denn auf dem Weg zum Pfitzerjoch Haus kamen sie dann, die Schneefelder und zwar diesmal die, in die man hüfthoch einsinkt. Nicht nur ein Mal habe ich überlegt umzudrehen, aber es ist ja nicht mehr weit … ein sehr gefährlicher Gedanke eigentlich. Aber es ging alles gut, wir schafften es zumindest bis zur verständlicherweise geschlossenen Hütte, den Aufstieg zum Pfitzerjoch habe ich vernünftigerweise aufgegeben. Aber es war eine sehr wichtige Erfahrung, denn ich weiß nun, dass Vaishavi sich sehr schwer tut, sie ist nicht einmal tief eingesunken und einmal hat sie sogar beschlossen umzukehren und wollte einfach wieder den Weg zurück gehen. Als dann die Murmeltiere kamen waren zwar alle Strapazen vergessen und auch Pups wieder sehr schnell unterwegs, so dass ich dann beide Hunde an der Leine haben musste. Das machte es nicht einfacher. Auch ich bin nicht nur einmal im Schnee gesteckt, aber ohne Rucksack ist es ja kein Problem, sich da wieder rauszuarbeiten. Dieser war nämlich bei Mirjam im Auto.

Oben wurden wir von einer vernebelten und kalten, aber trotzdem tollen Aussicht belohnt.

Der Abstieg begann auch wieder mitten durch ein riesiges Schneefeld und wenn nicht frische Fußspuren drinnen gewesen wären, weiß ich gar nicht, ob ich mich getraut hätte, diesen zu gehen, aber so waren wir 1,5h später, nach einer dann sehr schönen Wanderung bei Sonnenschein (!) wieder unten im Tal und ich gönnte mir einen Radler bei Sonja während ich auf Mirjam wartete. Diese hatte um 16:00 eine Abholfahrt vom Brenner und nahm uns gleich gratis bis dorthin mit, von wo wir dann den Zug nach Innsbruck nahmen.

Den Cache habe ich natürlich nicht geholt, dafür viele neue Erkenntnisse erlangt, die neue Fragen aufwerfen.

Was, wenn ich mit Rucksack unterwegs bin? Was, wenn die Schneefelder nicht nur 1,5h meiner Wanderung abdecken, sondern den ganzen Tag? Was, wenn Vaishavi mal nicht weiter gehen will oder kann? Was, wenn uns die Kraft ausgeht? Was, wenn der Schnee noch tiefer ist? Was, wenn im Tal dann nicht ein Taxi auf uns wartet, das uns ins Warme bringt?

Diese zu beantworten bzw. mit diesen eine Entscheidung zu treffen ist nun die Aufgabe der nächsten Tage im wunderschönen Innsbruck, wo es gottseidank genug Caches gibt. 🙂

Und zum Planen gibt es auch einiges, denn irgendwo zwischen Holen der Stage #26 in Bruneck am Donnerstag Nachmittag und Einsteigen in den Zug am Brenner am Sonntag Nachmittag habe ich ja noch ein braunes Kuvert ergattert, mit der #3.  Noch habe ich mich nicht getraut, rein zu schauen … das hebe ich mir für morgen auf!

 

Tagesstatistik
zurückgelegte km: 7,27
überwundene Höhenmeter: 530 bergauf / 750 bergab
höchster Punkt: 2276m – Pfitzerjoch Haus
tiefster Punkt: 1556m – Gasthaus Stein
Stunden unterwegs: 3

absolvierte Stages: 0
gefundene Geocaches: 1
davon T5: 0

Kosten:
davon Übernachtung:
Essen für Tiere:
Links

Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Leitenhof
Route auf Komoot

Route

Begriffsklärung
Nightcache oder Nachtcache ist wie ein Multi, nur dass man ihn eigentlich nur in der Nacht machen kann. Er besteht ebenfalls aus mehreren Stages, von Stage zu Stage wird man allerdings von Reflektoren geleitet, die man mit einer starken Taschenlampe beleuchtet. Üblich ist, dass der normale Weg z.B. von weißen Reflektoren beschrieben wird und wenn sich irgendwo ein Hinweis versteckt oder der Weg die Richtung ändert andersfarbige Reflektoren in unterschiedlicher Anzahl erscheinen. Oft kommt bei Nightcaches UV Licht ins Spiel.
FTF steht für “First To Find” und bedeutet, dass man den Cache als erstes gefunden hat und sich als erstes ins Logbuch eintragen darf. Das ist insofern etwas besonderes, weil es noch keine anderen Logeinträge gibt, die event. etwas verraten könne, keine Spuren im Schnee oder keinen ausgetretenen Weg zum Cache, d.h. es ist durchaus schwieriger als einer der ersten einen Cache zu finden. Es gibt richtige FTF Jäger, mich hat das gottseidank nicht gepackt.
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1 Comment
  1. Antworten

    Volker

    Mai 22, 2017

    Willkommen im # Club
    Lg Volker

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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