Ein Sommerspaziergang Phase 3

Wieder vereint!

By on Juli 8, 2017

Ich war heute nicht zu bremsen, ich wollte nur noch so schnell wie möglich nach Usseglio, wo mich Tom, Vaishavi und Ryoko empfangen würden.

4:30 Tagwache

Als Erstes war mal das Problem mit der Startzeit, welches aber eben keines war. Die Besitzer des Posto Tappa waren super flexibel und mit Frühstück um 5:00 einverstanden. Als Thomas erfuhr, dass die Wanderung nicht ohne Frühstück startet, entschied er sich doch mitzugehen und war sogar 5 vor 5:00 vor verschlossenen Toren da. Er schlief im Posto Tappa nebenan und kam in der Früh nicht auf offiziellen Wegen rein. Er kletterte über den Zaun und holte sich dabei eine ziemliche Schürfwunde am Knie. Welch Einsatz, um mit mir heute über zwei Pässe nach Usseglio zu rennen! Ich warnte ihn vor, dass ich in Einem und mit ziemlichem Tempo unterwegs sein werde. Er verstand es zwar nicht, akzeptierte es aber und meinte, er ginge bis zu einem netten Rastplatzerl mit und ließe mich dann davon ziehen.

5:30 Start

Und es ging wirklich in einem ziemlichen Tempo los, trotz der zwei riesigen Schalen Müsli, über die ich mich sehr gefreut hab. Da ich keine Pause machen wollte, musste es bis zum Ziel reichen und die Strecke sollte 6:44h laut Koomi und 6:30 laut Wanderführer dauern. Ich hoffte auf 6h. Bei einer so kurzen Strecke kann man nicht viel aufholen.

8:00 Pass

Deutlich früher als vorgesehen und immer noch ohne einen einzigen Sonnenstrahl gespührt zu haben, waren wir am ersten Pass. Ein paar wenige Fotostopps gab es am Weg, um die von der aufgehenden Sonne gold beleuchteten Gipfel festzuhalten. Ansonsten merkte ich, dass ich immer unruhiger und ungeduldiger wurde. Von allen Übergängen hat sich gerade dieser als komplett netzlos herauskristallisiert. Ich wusste nicht, wie gut es meinen Schätzen ging und wie weit sie schon waren.

8:36 Lebenszeichen

Kurz nach dem ersten Pass in einer wunderschönen Wiesensenke erreichte uns die Sonne und Thomas blieb wie angekündigt für eine Rast und um in Ruhe Murmeltiere zu fotografieren. Dafür hatte ich heute wirklich keine Muße. Ich rannte weiter und war knapp eine halbe Stunde später am nächsten Pass und endlich im Empfangsradius. Ich bekam gleich das Update, dass es ihnen gut ging und dass sie die Berge bereits sahen. Nach einem schnellen Panoramafoto, welches gottseidank auf Anhieb klappte, ging es weiter. Das Wanderschild meint 2:05. Koomi 2:30. Bergab war für mich schwierig, meinen Knien ging es nicht gut und das war belastend. Der Weg war steil, schmal und verwachsen, Vorsicht war also angesagt.

9:00 Blick auf Usseglio

Kurz darauf sah ich mein Ziel und gab Tom Bescheid. Er wollt ja auch um diese Zeit beteits da sein. Seine Antwort kam sofort: “Dieser kleine blaue Punkt bei der Bar hat ein wiener Nummernschild 😉”. Und dann war es vorbei. Freudentränen kamen, so dass ich stehen bleiben musste, weil ich den Weg nicht mehr sah. Mir war gar nicht bewusst, wie angespannt ich wirklich war, wie viel Angst ich hatte, dass ihnen was passiert. Ich hatte so ein ungutes Gefühl, auch weil unser Auto nicht mehr wirklich so fahrtauglich war. Dann kam der gut befestigte Waldweg und ich rannte los.

10:30 erste Umarmung

Es hat meinen Knien den Rest gegeben, aber nach 5h (!) war ich in Usseglio und wurde zuerst von Ryoko, dann von Vaishavi und schließlich von Tom begrüßt. Die Kleine war einfach die Schnellste! Sie kamen mir entgegen und eigentlich hätten sie mich schon früher getroffen, aber sie erwischten die Abzweigung auf die GTA nicht und gingen sicher 30 Minuten parallel zu meinem Weg. Wir waren dann auch auf unterschiedlichen Bachseiten, getrennt durch eine hohe Mauer und ich musste mich verstecken, damit Ryoko nicht quer drüber springt. 😉

12:00 Kaffee und Kuchen

Danach gab alles nach, ich wurde sehr träge und langsam. Wir gingen noch ein bisschen Geocachen, denn endlich gab es mal ein paar Dosen und trafen sogar Thomas, der 45 Min später im Tal ankam. Kurz vor 12:00 setzten wir uns in ein Geschäft mit Bar auf ne süße Jause. Ich war im 7ten Himmel.

13:00 Vulpot

Der weitere Plan war, mit Auto bis zum Rifugio zu fahren. Die Strecke rauf war nicht besonders schön, quasi nur die Strasse entlang, das wäre bei der Hitze eh nicht so toll gewesen. Auch der Wanderführer empfiehlt, sich abholen zu lassen. Tom hatte außerdem ganz viel Versorgungsnachschub im Auto, unter anderem zwei Paar neue Schuhe zum anprobieren und einige Leckereien aus dem Garten. Wir hofften einfach, dass wir mitm Auto bis zum Stausee fahren können und Tom es auch die nächsten 10 Tage dort stehen lassen kann. Das klappte dann auch alles perfekt. Am Weg hin gabrlten wir sogar Thomas auf, der gerade den Asphaltweg hinsuf stapfte. Bald bezogen wir unser kleines, herbergeartiges Zimmerchen.

14:20 Netz gefunden

Was ich zwar gelesen habe, aber ganz verdrängt habe, war die Tatsache, dass es am Stausee null Empfang und auch kein Wlan gab. Wir beschlossen also den naheliegenden Hügel zu besteigen und nach Empfang zu suchen. Irgendwie haben wir den Wanderweg verpasst, landeten auf einem steilen, schwer passierbaren Hang unter dem es tief in den Abgrund ging und hatten immer noch kein Netz. Koomi zeigte uns, wo wir hin müssten und wir kämpften uns an den gottseidank sehr stabilen Grashalmen festhaltend bis zum Weg durch. Aus der schnellen Suche nach Empfang wurde ein 2,5h Abenteuer, ein vielleicht etwas zu spannender Einstieg für Tom. Ich war sehr froh, dass wir die Pupsen im Zimmer ließen. Aber so haben wir uns umso mehr das Nachmitagsnickerchen und das Abendessen verdient. Zum Essen gesellte sich auch Thomas wieder zu uns.

23:00 Gute Nacht

Ich habe in der Nacht nicht viel geschlafen, aber dafür sehr gut. Das Zimmer war voller alter neuer Geräusche. Ryoko, die Mitten in der Nacht beschlossen hat, doch ihr Abendessen zu essen; Vaishavi, die beim Schlafen schmatzte; die zwei, die abwechselnd zum Wassernapf gingen, … aber das schönste und beruhigendste Geräusch, war der ruhige Atem von Tom, der jetzt die nächste 10 Nächte neben mir liegen wird.

Tagesstatistik
zurückgelegte km: 17,2km
überwundene Höhenmeter: 1230 bergauf / 1410 bergab
höchster Punkt: 2465m – Colle Costa Fiorita
tiefster Punkt: 1260m – Usseglio
Stunden unterwegs: 7h

absolvierte Stages: 2
gefundene Geocaches: 3
davon T5: 0

Kosten: 117,60
2xÜbernachtung inkl. Halbpension: 94,-
Getränke zum Abendessen: 18,-
2xNachmittags-Kaffee, 2xKuchen im Il Bivacco: 5,60
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Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Rifugio Vulpot
Route auf Komoot
Route auf der Suche nach Netz auf Komoot

Route

Route auf der Suche nach Netz

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1 Comment
  1. Antworten

    STEFANIE

    Juli 12, 2017

    Ich liebe dieses Foto von Euch beiden!

    Da es dem Herzen jetzt so gut geht, pass ein bisschen auf deine Knie auf :))

    Umarmung Euch beiden
    Stefanie

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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