Gastbeitrag Gefühlsduselei Wuffis

Pausenfüller – oder doch etwas mehr?

By on April 30, 2017

Ania hat mich zu Mittag über whatsapp gefragt, ob ich heute nicht einen Blogeintrag schreiben will, weil ihrer aufgrund der schlechten Internetverbindung nur kurz ausfallen würde oder sie gar keinen schreiben könnte. Zuerst dachte ich mir, dass ich aktuell keine wirklichen Themen zum Schreiben habe. Aber eventuell könnte ich aber ein paar Zeilen über Akina verfassen. Für die nicht so Akita-Affinen unter Euch, Akina ist Vaishavis Halbschwester. Kaum ein Jahr jünger als sie, waren die zwei schon von Anfang an dicke Freundinnen und eine der wenigen Hundedamen, die Vaishavi liebt. Akina ist die Hündin von Ben und Viola und nachdem sich auch wir zweibeinigen Mitglieder der Familie gut verstehen, werden oft gemeinsame Spaziergänge unternommen und die jeweils andere Familie ist immer ein guter Platz, um die Wuffis unterzubringen, wenn man mal weg ist.
Nachdem sich Ben und Viola an diesem langen Wochenende die ewige Stadt ansehen, habe ich Akina bei mir. Ich freue mich darüber sehr, denn natürlich geht mir nicht nur Ania sehr ab, auch meine zwei süßen Fellnasen fehlen mir ungemein. Klarerweise taugt es Akina mehr, wenn ihre Spielkameradinnen da sind, aber wir zwei sind dicke Freunde und ich denke, sie fühlt sich ganz wohl bei mir. Traditionellerweise ist am letzten Aprilwochenende immer ein Radrennen, das ein guter Freund von uns veranstaltet und bei dem Ania und ich seit 9 Jahren mithelfen. Ania fällt zwar dieses Jahr aus, aber ich half natürlich trotzdem, statt unserer beiden Wuffis, diesmal mit Akina im Gepäck.
Vaishavi ist ja nicht der schnellste und aktivste Hund auf Erden (Gott sei Dank), das liegt in der Natur der Akitas, aber nachdem die doch etwas quirrligere Ryoko die letzten beiden Jahre dabei war, hat das die Erinnerung der anderen Mithelfer beim Event etwas verklärt. Aber Akina ist wirklich eine Klasse für sich. Als ich nun mit ihr auftauchte, waren alle etwas verdutzt bezüglich ihres Aktivitätslevels. Es gibt aber wahrscheinlich auch nicht viele Hunde, die sich mit der Geschwindigkeit eines Faultieres fortbewegen. Es dauerte jedenfalls nicht lange, bis uns die ersten Sprüche auf unseren Spaziergängen begleiteten. Ob ich ihr denn Schlafmittel ins Futter mische, oder ob die jeden Tag in der Früh mal 3 Ofen raucht, und ich soll doch ein bisschen langsamer gehen und den Hund nicht mit so einem hohen Spaziertempo quälen. Aber genauso schnell wie ihr Tempo zur Belustigung beigetragen hat, schlossen sie alle auch gleich ins Herz und waren ebenso fasziniert von ihrer Ruhe und Entspanntheit, ein echter Akita eben. Keine zwei Tage später war sie der Star der Veranstaltung und alle wollten mit ihr knuddeln (sie ließ sich das zwar gefallen, aber halt grad mal so, ein echter Akita eben).

Nachdem ich gerade von der Veranstaltung berichte, will ich auch noch ein ernstes, aktuelles Thema aufgreifen, das mich sehr beschäftigt. Heute hat es beim Radrennen einen tragischen Unfall gegeben, der für einen Fahrer leider tödlich endete. Als uns das von der Strecke berichtet wurde, war das ein unglaublicher Schock für uns alle. Nachdem die erste Sprachlosigkeit der inneren Stimme überwunden ist, schießen einem dann gleich ganz viele Gedanken durch den Kopf. Habe ich den Verunglückten gekannt? Möglicherweise habe ich ihm vor zwei Stunden die Startnummer in die Hand gedrückt und viel Spaß gewunschen. Welche Konsequenzen wird das für den Veranstalter haben? Möglicherweise bekommt unser Freund ganz große Probleme, obwohl er eigentlich überhaupt nichts daran ändern hätte können. Was ist, wenn meiner Liebsten auf ihrer Wanderung irgendetwas zustößt? Könnte ich es mir jemals verzeihen, sie gehen gelassen zu haben? Solche Fragen wechseln mit einer unglaublichen Traurigkeit ab. Der Fahrer war ein Jahr älter als ich. Gerade noch hochsportlich und topfit, und dann das. Da wird einem wieder einmal klar, wie schnell sich alles ändern kann.
Und dann kann man so etwas aber doch auch wieder zum Anlass nehmen, um JA zum Leben zu sagen. JETZT das Leben leben, das man will. Dem Spruch “lebe jeden Tag als wäre es Dein Letzter” kann ich nur bedingt etwas abgewinnen. Ich kann nicht jeden Tag meine Reserven “auf den Schädl hauen” und Party machen, das reicht logischerweise nicht lange. Aber ich kann das Leben genießen, für jede Minute, die es mir gut geht, dankbar sein. Nicht Leiden in Kauf nehmen (ich glaube nicht an das Leben danach, wo dann alle, die im Leben davor ein demütiges Leben geführt haben, belohnt werden – das ist eine Erfindung der Kirche, um die Leute gefügig zu halten). Versuchen die Dinge, die ich gerne mache zu forcieren, die Dinge die nicht so toll sind, minimieren. Und das bringt mich, um den Kreis zu schließen, wieder auf die Wanderung von Ania. Ich denke, dass das jetzt gerade ein Herzenswunsch von ihr ist. Auch wenn es nicht ganz ungefährlich ist und mit Strapazen und Einschränkungen verbunden ist, sie will das jetzt machen und daher bekommt sie auch meine volle Unterstützung dabei.
Ania, genieße die Zeit, atme die frische Bergluft, freu Dich auf schöne Panoramen, unterhalte Dich mit vielen netten Leute. Ich liebe Dich.

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5 Comments
  1. Antworten

    Apollo

    April 30, 2017

  2. Antworten

    Cose

    Mai 1, 2017

    Sehr schön formuliert Tom….

    • Antworten

      Apollo

      Mai 2, 2017

      Allerdings!

      Und wieder mal ein schlauer Satz was die Kirche betrifft..

  3. Antworten

    baugue, Günter

    Mai 1, 2017

    Ich liebe und lebe die Wanderung mit aber es ist mehr dahinter.
    Berührende Worte von Tom.
    Weiter so!

  4. Antworten

    weltraumaeffchen

    Mai 1, 2017

    Mein größter Herzenswunsch ist bei Dir zu sein, Tom.
    Aber bevor ich das kann, muss ich noch ein bisschen allein sein.

    Ich liebe Dich auch.

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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