Monta Rosa im Sonnenaufgang
Höhe statt Ferne Rifugio San Ferioli

Nicht das Wandern ist gefährlich…

By on Juli 28, 2018

Der heutige Tag hat tränenreich begonnen. Wie er geendet hat …. weiß ich nicht. Aber eines nach dem anderen.

Versprechen

Marco hakt seine Versprechenliste Punkt für Punkt ab. Heute stand der Sonnenaufgang am Programm. Ich wollte ja eigentlich schon am Belvedere sein bevor es hell ist, aber alle meinten, dass a) der Weg nicht ohne ist und b) der Monte Rosa erst später rosa wird. Marco weckte mich um 5:00 auf und nach einer Express-Katzenwäsche und einem Schluck Kaffee starteten wir bei Dämmerung los. Ich hatte Angst den Sonnenaufgang zu versäumen und rannte quasi rauf. Marco keuchte mir hinter her. Er ist nicht so der Morgenmensch. Er meinte, ich bringe ihn um. Nun ja, das war die Retourkutsche für gestern.
Nach 15 Minuten blieb mir die Luft weg. Der Ausblick war atemberaubend. Tränen kullerten meine Wangen runter. Man kann das gar nicht beschreiben. Man steht da und schaut auf diesen mächtigen weißen Berg, wie er langsam aufwacht. Zuerst noch grau, dann immer heller bis er in vollem Weiß erstrahlte. Der Schnee glitzerte richtig, weißer als weiß. Und dann erreichten die roten Sonnenstrahlen die Gipfel und färbten den Monte Rosa rosa. Das Panorama war so unglaublich. Unten das Tal noch ganz dunkel, die Sonne erreicht Alagna erst sehr spät. Es funkelten die Lichter der Häuser. Das satte von der Sonne erleuchtete Grün wurde weiter oben von dem Grau der Felsen abgelöst. Und dann kam der Himmel in allen Farbnuancen von rot / orange / gelb ….
Morgen würden wir schon da oben sein, ich konnte es gar nicht fassen. Mein Traum wird wahr. Es gab immer noch die klitzekleine Frage des Wetters. Es konnte immer noch sein, dass der Monte Rosa uns nicht will. Aber auch dann … auch dann war hier einfach schon alles perfekt. … Fast … In diesen ganz besonderen Momenten vermisse ich Tom und die Pupsen sehr. Ich würde es gern mit ihm erleben und nicht nur per Foto und Blog teilen. Nächstes Mal muss er einfach mit und die drei Wuffis. 😉

Zurück ging es noch ein bisschen schneller und wir kamen genau richtig zum Frühstück. Es gab, wie ich bereits vom Vorjahr wusste, ein riesiges Häferl Kaffee, Zwieback, Marmelade und Nutella und aber auch selbstgebackenes Schwarzbrot!

Ein Gipfelchen für Zwischendurch

Thomas hat noch geschlafen, also machte ich als nächstes Yoga und 7Min, bevor es dann um 10:30 zum Corno di Mud (2802m) losging.

Es war für heute nur eine kurze Wanderung, um uns die Beine zu vertreten und leider auch eine sehr neblige. Ich hoffte ja, dass Thomas den Monte Rosa sehen kann, aber leider verstecke sich dieser hinter einer weißen Wand. Die Krönung war dann das Vogelgacksi auf meiner Schulter. Irgendwie wollte uns der Berg nicht.

Als wir um 12:30 im Rifugio ankamen, war die Terasse voll mit Gästen. Mattia, Massimo und Simone saßen gerade bei ihrem Mittagessen. Sie wurden am Vormittag abgelöst und würden uns heute verlassen. Wir gesellten uns zu ihnen. Ich habe die drei richtig ins Herz geschlossen. Ich habe beschlossen, nächstes Jahr, wenn sie hier wieder ihre freiwillig Woche verbringen, mit zu helfen. Und offenbar war ich gestern wirklich eine Hilfe, denn sie freuten sich sehr. Massimo meinte, ich müsse ihm dann English beibringen und im Gegenzug lernt er mir dann Italienisch – Deal!!!

Was darf es zum Trinken sein?

Es herrschte etwas Chaos in der Küche und auf der Terrasse. Auch wenn ich das neue Team nur kurz kannte und ihnen nicht im Weg stehen wollte, wollte ich mich wieder nützlich machen und wurde für’s Service eingeteilt. Es gab einen Tisch mit deutschen Gästen und Marco war sehr froh, dass er nicht auch noch bei so viel Stress Englisch sprechen musste. Es machte so viel Spaß, nicht nur das Kellnern, aber auch das mit den Gästen plaudern. Es sind ja alles GTAler und hatten natürlich sofort ganz viele Fragen an mich, als sie von meinem letztjährigen Abenteuer erfuhren. Leider kam dann der Regen und es wurde noch chaotischer, denn wir transferierten alle in den kleinen Frühstücksraum. Das Team ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. Manchmal hab ich das Gefühl, hier gehen die Uhren langsamer. Es ist trotz allem alles relaxed und ich erinnerte mich wieder, dass es letztes Jahr auf der Wanderung auch so war. Es hetzt ja niemand niemanden. Der bestellte Kaffee dauert einfach länger, weil wenn alle vier Kochplatten gerade besetzt sind, dann muss die Bialetti einfach warten. Trotzdem würde ich hier das eine oder andere revolutionieren, aber für heute hielt ich mich an ihren Workflow und Marcos Anweisungen und rannte zig Mal die steile Küchenstiege auf und ab.

Nachdem das Mittagsgeschäft vorbei war, wurde dann alles brav zusammengeräumt, abgewaschen, Küche geputzt und gekehrt, Terrasse wieder trocken gelegt und das Vorbereiten und Kochen begann. Ich lernte eine leckere Speise aus Polenta und Foccachia zuzubereiten. Es gibt hier natürlich keine Küchenmaschinen, d.h. das Kneten und Rühren übernehmen die Hände, meine Hände, obwohl ich das normalerweise hasse. Der Foccaciateig musste richtig gehauen werden, da schaute mir Valerio zuerst zwar nur zu und versuchte mir zu erklären, was er mit schlagen meinte, aber es war ihm wohl nicht genug. Er nahm den Teig und haute voll mit den Fäusten drauf. Ok, kneten war und ist einfach nicht meine Stärke.

Wieder vereint

Um 17:30 erspähte Marco dann Volker auf dem Weg von Alagna und ich ging ihm entgegen. Jetzt war unsere Partie vollständig und wir fingen langsam an, uns auf den Monte Rosa einzustimmen. Die Seilschaft wurde besprochen. Volker geht als erster, gefolgt von Marco und mir. Thomas macht das Schlusslicht. Auch wenn es klar ist, haben wir es auch nochmal ausgesprochen, dass wenn einer von uns Probleme mit der Höhe bekommt, wir alle abbrechen – alle oder keiner! Die Entscheidung ob wir gehen oder nicht, wenn das Wetter nicht 100% ist, musste Marco treffen. Wir vertrauen ihm da ganz.

Happy Birthday, Happy Birthday

Heute übernachteten sechs Freundinnen von Marco im Rifugio. Die Armen haben genau den Regen erwischt zum Raufwandern, nur Marcos Frau, die als Letzte dazu stieß, blieb trocken. Als dann alle geduscht waren, fing die Party an. Zuerst gab es mal einen Appertivo auf der Terrasse und das erste Happy Birthday, denn eines von den Mädls feierte ihren 29 Geburtstag.

Abendessen gab es dann wieder indoor und heute ausgezeichnetes Risotto. Eigentlich wollte ich gleich nach dem Essen schlafen gehen, aber dann fingen die Toasts an: auf das Geburtstagskind, auf den Monte Rosa, auf neue Freunde, auf Marcos kommenden 30er, auf unser aller Wiedersehen, … Der Genepy floss und das Musizieren begann. Marco und Volker wechselten sich auf der Gitarre ab und die Mädels kreischten zu “Wenn I gang ans Petersbründele”. Es wurde getanzt, es wurde gesungen, es wurde getrunken, es wurde ….

Morgen-Route

Mittags-Route

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Fotos von den Tagen im Rifugio San Ferioli
Morgen-Route auf Komoot
Mittags-Route auf Komoot

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2 Comments
  1. Antworten

    Volker Rinner-Hänsel

    August 9, 2018

    Hallo Ania, gibts noch keine Fotos oder hatte deine Kamera einen Filmriss 😉

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      August 9, 2018

      Hallo Volker,

      die Kamera hatte keinen Riss aber Pause von S0 1:30 bis 13:30 …. schon allein daran sieht man, wie schlecht es mir erging 🙂

      Die restlichen Fotos sind in Bearbeitung und kommen bald – habe noch ein bisschen Geduld!

      LG, Ania.

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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