Ende gut, alles gut
Heute sollte die Entscheidung fallen, ob ich über die Europahütte gehe oder nicht. Noch war ich nicht ganz am Ende des Tals, noch waren die Aussichten auf die Berge nicht eindeutig und die Meinungen der Einheimischen nicht ganz so aktuell weil 11km weit weg, auch wenn einstimmig gegen eine Überquerung.
Da ich mich aber so oder so in der Unterkunft bei Sonja für heute bereits angekündigt habe und ja auch noch meinen obligatorischen Cache holen musste und hier in der Gegend gibt es nur genau DEN EINEN, beschloss ich auf jeden Fall weiter zu gehen und mir die Sache selbst anzuschauen.
Urlaub am Bauernhof
Beim Frühstück plauderte ich mit Schweizern, die hier seit einer Woche Urlaub machen. Auch sie waren natürlich der Meinung, ich solle da auf keinen Fall rauf, aber ich denke mir, die haben hier von der Gegend nicht ganz so viel Ahnung. Wovon sie aber Ahnung haben ist ihr Kanton, durch den ich auch durchwandern werde und sie meinten bei ihnen fängt die Wandersaison erst Anfang bis Mitte JULI an, davor haben die Hütten geschlossen. 🙁 Ich habe langsam das Gefühl, ich werde gar keine offene Hütte erleben.
Nachdem ich noch super Rindfleisch vom eigenen Hof für die Wuffis für heute Abend von der Bäuerin bekam, (sicher mindestens 2kg, war aber sehr nett gemeint, also packte ich alles ein und schleppte es halt wiedermal am Buckel) marschierten wir los.
Das finschtere Tal
Der Weg taleinwärts war leider schlechter als erwartet. Eingezeichnet war eine Wander- oder Radroute neben der Strasse, war dann aber auf der Straße und somit gingen wir bis auf wirklich ein paar kurze Stücke am Asphalt. Gottseidank war nicht viel Verkehr und wir konnten auch auf Nebenstraßen ausweichen und durch die Örtchen gehen, die eigentlich recht nett waren.
Je näher wir dem Talende oder Anfang, was auch immer da korrekt ist, kamen, desto größer war die Befürchtung, dass wir da wieder mitm Bus raus fahren und auf der anderen Seite zum Brenner gehen, entlang eines netten Höhenweges. Der Tipp kam von der Bäuerin und klang nach einer netten Alternative. Es wurde auch immer dunkler und zog immer mehr zu.
Bei Sonja angekommen wollte ich Rucksack und Wuffis da lassen, schnell meine Frühstücksbrote zur Jause nehmen und mich auf die Suche nach dem Cache machen. Warum auf die Suche. Nun es ist ein Mystie, d.h. ein Rätsel Cache von dem man die Koordinaten nicht kennt und sie erst erraten / lösen muss. Ich hatte da so eine Ahnung, war mir aber nicht sicher. Da ich mir aber so oder so die Strecke wegen der Entscheidung ob ich morgen rauf gehe oder nicht anschauen wollte, stampfte ich mal Richtung vermuteter Stelle los.
Ab ca. der Hälfte meines Weges fing es dann an zu regnen, wiedermal, und je weiter rauf ich kam, desto schneeiger oder eisiger wurde der Regen, bis es dann schneite. Ich hatte zwar meine Regenjacke mit, ja da war wieder diese Ahnung, aber keine Handschuhe. Dann kamen noch die Schneefelder und ich versank tatsächlich kniehoch im Schnee … von hüfthoch keine Rede, aber auch kniehoch im matschigen Schnee ist anstrengend und unlustig. Ungefähr da war ich mir sicher, dass wir nicht über die Europahütte gehen werden.
Dann begann die Suche nach der Dose, aber da war nichts.
Nach gut einer Stunde kam dann die Verzweiflung. Ich hatte kein Netz, konnte also nichts nachschauen und niemanden anrufen. Mir war kalt, ich war wiedermal nass, ich wollte nur mehr ins Warme.
Nein, eigentlich wollte ich nach Hause. Da waren sie die Fragen, nach dem warum? Warum mach ich das? Warum tu ich mir das an? Warum breche ich nicht ab? Wie soll ich nochmal 3 Monate schaffen? Wird das mit dem Schnee so weiter gehen? Was mache ich, wenn ich keine offenen Hütten finde? Wäre es nicht besser, zu warten bis die richtige Saison ist? Wenn ich jetzt abbreche, kann ich dann wieder starten? Wie wäre es im Sommer mit den Wuffis? Wie viel leichter wäre alles im Sommer?
Und so stampfte ich verheult wieder den Berg runter.
Eine heiße Dusche hätte der Situation sicher geholfen, aber aus der Leitung kam nur braunes, kaltes Wasser. Das ging gerade gar nicht. Die Wirtin, Sonjas Mutter oder ich weiß nicht wer, meinte laufen lassen, aber da kam einfach nichts. Ok, alles geschnappt und beim Nachbarwirt probiert, wo mich allerdings eine sehr alte Oma empfing, der der Sabber aus dem Mund floss, während sie sprach. Ich musste die Hunde zurück ziehen, damit sie sie nicht ansabbert.
Sonst bin ich wirklich nicht heikel, also zumindest nicht auf dieser Reise und habe schon in Schlimmeren übernachtet, aber das ging heute alles wirklich gar nicht. Ich kam mir vor, wie im Finsteren Tal, gefangen und wartend bis der Schnee weg ist … na gut, so schlimm auch nicht. Da gibt es ja Abhilfe. Also rief ich Mirjam, die Taxilenkerin unseres Vertrauens und saß eine Stunde später mit einem Gin Tonic an der Bar eines vier Sterne Hotels, welches Last Minute über booking.com wahrscheinlich nicht viel teurer war, als die Unterkünfte im Tal.
Einer geht noch
Abgesehen davon, dass die Sauna, als ich dann schließlich mit der Raubtierfütterung fertig war und mich aufwärmen gehen wollt, bereits zu hatte, konnte ich meinen Paß nicht finden und hatte irgendwie das mulmige Gefühl, der würde immer noch im Kopierer des drei Shops in Bruneck liegen. Ich konnte morgen nicht mal anrufen und nachfragen, weil ja Sonntag war.
Jetzt konnte ich aber eh nichts tun, außer noch einen Cache hier in der Nähe holen. Wenn ich den auch nicht gefunden hätte, … Aber ich habe ihn gefunden und auch den Pass, der in der Tasche der Regenjacke steckte.
Und morgen ist auch noch ein Tag. Schauen wir, was der bringt. Auf jeden Fall ein noch besseres Ende, denn da werde ich am Brenner abgeholt. Ich muss nur noch dort hin kommen.
Und drei Tage frei vom Wandern im Kopfe wie auch physisch werden mir sicher gut tun!
zurückgelegte km: | 20,34 |
überwundene Höhenmeter: | 770 bergauf / 500 bergab |
höchster Punkt: | 2040m – irgendwo am Berg |
tiefster Punkt: | 1270m – Afens |
Stunden unterwegs: | 8 |
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absolvierte Stages: | 0 |
gefundene Geocaches: | 1 |
davon T5: | 0 |
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Kosten: | |
davon Übernachtung: | |
Essen für Tiere: |
Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Leitenhof
Route auf Komoot
Volker Rinner-Hänsel
Hallo Ania,
dein Blog hat mich heute sehr berührt, weil auch ich diese psychischen Tiefs kenne, die bei so einer Wanderung immer wieder einmal kommen.
Dein früher Weg ist eindeutig sehr steinig und schneereich, die nächste Station dürfte recht gut gehen, aber bei den übernächsten zwei Stationen geht es jeweils über die 2000m Grenze.
Selbst ich, der ich im Juli starte (von der Landshuter Europahütte), habe so meine Bedenken, ob da der Schnee schon weg ist. Allerdings kann in zwei Monaten noch viel passieren.
Einige Ausrasttage mit Ausruhen und einer intensiver Planungsphase der nächsten Wege wird dir zeigen, wann du was weitermachen wirst.
Wenn du dich entscheidest, für jetzt eine Wanderpause einzulegen, dann kommt martina08 Anfang Juli am Brenner an und auch ich werde wieder einsteigen.
So tüchtig wie deine Hunde bis jetzt gegangen sind (und so sehr sie auch die Wärme suchen -> siehe Foto vom Sonnenbad auf dem Balkon), glaube ich, dass sie auch in der Sommerhitze gut wandern werden.
Schau dir auf alle Fälle den Etappenplan von martina08 an, weil das sehr vernünftige Strecken sind, die sie vorhat zu gehen.
Wie auch immer du weitermachst, ich wünsche dir Kraft für deine Entscheidung und einige schöne Caches in Innsbruck.
lg Volker
weltraumaeffchen
Hallo,
das mit den Wuffis und der Sommerhitze lässt sich wahrscheinlich mit sehr frühem Aufstehen und aufs Frühstück verzichten lösen.
Ich weiss nur echt nicht, ob ich es schaff nach einer Pause zu Hause heuer nochmal loszulegen 🙁
Wir werden sehen welche Erkenntnisse Innsbruck bringt.
LG, Ania.
Apollo
Wie? Du hast nach deiner Tagesetappe noch im Schnee einen Cache gesucht und zwei mal das Quartier gewechselt??
Hilfe!
Und dann noch dein abendfüllendes Fütterungs-, Blog-, Foto- und Fitnessprogramm?!
😱
Ich wünsche dir schöne Tage in Innsbruck!
Jakob wird dich gut ablenken. 😊
Lass es dir gut gehen und liebe Grüße an die Drei…
weltraumaeffchen
jap, war etwas extrem … beim Fotosbeschriften bin ich dann eingeschlafen 🙁
Danke Dir, werde ich machen (angefangen mit einer halben Packung Schokobons, die ich gerade verdrückt hab) 🙂
Grüße richte ich natürlich aus!