Keine Zeit für Nervenzusammenbrüche
Heute sind wir von Kärnten nach Tirol gewandert.
Nach drei km- und Hm-mäßig eher entspannenden Tagen stand für heute gleich mal eine heftigere Tour am Plan. War vielleicht auch besser so, denn so kam ich gar nicht all zu sehr dazu, meine Begleiter zu vermissen.
Die erste Planänderung gab es nach genau einer Minute, als die Wirtin von Pension Gatterer sah, dass wir nach links abbiegen wollen und meinte, wir müssen unbedingt rechts gehen, denn der Weg sei viel schöner. Kurz mal mit Tom gegengecheckt, da Koomi mir irgendwie nicht alle Infos geben wollte, und die neue Route für ok befunden. Es bedeutete zwar ca. 2km mehr, aber dafür 200Hm weniger. Nachdem ich aufgrund geschlossener Berghütten und nicht fahrender Bergbahnen so oder so immer rauf zur Stage und dann wieder runter ins Tal muss, mache ich genug Höhenmeter und so hatte ich nichts gegen 200 weniger.
Auch die 2km wurden schließlich wieder eingespart, da Koomi wiedermal die Forststraße, die in Serpentinen den Berg hinauf führte, dem Wanderweg, der direttissima hinauf ging, bei der Planung bevorzugte.
Der Nachteil der Vorsaison ist auch ein Vorteil.
Die Stage #22 führte uns zu zwei Almen, die natürlich geschlossen waren. Bei der Ersten standen aber sogar noch die leeren Bierflaschen vom gestrigen Muttertag, da hatte sie wohl offen. Wie gemein ist das denn! Andererseits denke ich mir, hätten all diese offen, würde ich überall auf nen Radler einkehren wollen und die Spezialität des Hauses verkosten. Nicht nur würde ich ewig für meine Wanderungen brauchen, auch für die Figur wäre das wohl ein Nachteil. Geschweige denn, dass man das Getrunkene und Gegessene auch noch hinauf schleppen muss. Die drei Schalen Müsli heute in der Früh habe ich nach den ersten 100Hm bereits bereut.
Da es prinzipiell regnen hätte sollen und sogar die Wirtin meinte rauf und so schnell wie geht wieder unter kommen, denn es könnte auch ein Gewitter aufziehen, beschloss ich ursprünglich gar keine Pause zu machen. Als ich dann den Gailtaler Höhenweg (GHW) entlang wanderte und zu einem Wegweiser Lottenalm Abkürzung kam, war mir das nur recht. An der Stelle ist wichtig anzumerken, dass es sich um eine offizielle Abkürzung entlang des GHW Wanderweges handelte. Wir ließen uns durch diesen also an sehr coolen Felswänden, durch schöne Waldgratwege und entlang einer Schlucht führen.
Forstliches Sperrgebiet -Betreten verboten
Nach ca. 3km bergab gehen standen wir dann mitten in dieser Schlucht vor einem Sperrgebiet Schild. Es ist ja nicht so, dass ich einfach mal eine Kreuzung zurück und den Parallelweg nehmen konnte! Über den Wald ohne Wanderweg ausweichen ist auch schwierig, vor allem wenn man sich in einer Schlucht befindet. Also was nun?
Auf dem Schild stand nicht von wann bis wann die Arbeiten statt finden, trotz dafür vorgesehenen Feldern. Auch hörte ich keine Geräusche von Maschinen, Motorsägen oder arbeitenden Menschen. Nachdem ich mich nochmals versichert habe, dass der Wanderweg auch wirklich da lang ging, entschied ich mich, mich durch die vielen mitten im Weg liegenden, gefällten Tannen zu kämpfen. Ryoko musste ich dazu abhängen, denn mit Leine ging das gar nicht. Aber sie war brav bzw. hatte kein Wahl, da ich den Wuffis die Äste aus dem Weg räumen musste. Es war nicht leicht da durch zu kommen und eine sehr harzige Angelegenheit. Teilweise musst ich den Hunden zeigen, wie sie wo am besten durch kommen. Es ist schwer für sie über Berge von Ästen zu gehen. Aber es war insgesamt nicht weit, denn das Ganze war vielleicht 500m lang.
Plötzlich bzw. genau um 13:00, sprich nach der Mittagspause, hörte ich sie dann – die vorher vermissten Geräusche. Um genau zu sein war es das Geräusch einer Maschine, die an einem Drahtseil die zuvor gefällten Bäume von der Böschung in die Schlucht ziehen sollte, und zwar ziemlich genau dort hin, wo wir gerade waren. Es folgte eine kurze Panik Attacke gefolgt von einer sinnlosen Aktion. Meine erste Idee war nämlich den Arbeitern “halt” zuzuschreien. Diese verwarf ich gleich nach dem ersten Versuch. Die konnten uns weder sehen noch hören.
Es wäre wohl genau der richtige Zeitpunkt gewesen die Nervenzusammenbruchstatistik in der rechten Spalte auf 1 zu drehen, aber dafür war keine Zeit. Ich entschied mich doch die steile Schluchtwand hinauf zu arbeiten und hoffte nur, dass die Pupsen das schaffen. Sie können sich ja nicht an irgendwelchen Ästen und Bäumen hinaufziehen. Wiedermal überraschten sie mich, nicht nur dass sie es problemlos und ohne meine Hilfe schafften, aber auch, dass sie den Ernst der Lage erkannten und ohne irgendwas da wirklich hinauf kraxelten.
Als wir zu einer Stelle kamen, wo man halbwegs wieder gehen konnte, arbeiteten wir uns dann parallel zur Schlucht durch den Wald so weit es ging und stiegen kurz vor den Waldarbeitern steil wieder hinunter. Da sahen sie uns ja schon und hoben das Zugseil soweit hoch, dass wir darunter durch gehen konnten.
Bei der nächsten Alm machten wir Rast und es gab leckere von Tom getrocknete Hühnermägen für die tapferen Vierbeiner und Beruhigungs-Schokobons für mich, die Tom zum Glück im Vorzimmer der Pension am Schrank versteckt hatte, sonst hätte ich sie schon gestern gegessen … und ich brauchte ganz dringend Schoko!
Was tun?
Es war sicher dumm von mir, da durch zu gehen, aber andererseits welche Optionen hat man? Zurückgehen ist ja kaum eine, denn das bedeutet eigentlich den ganzen Weg retour gehen. Es gibt ja nicht x verschiede Wanderwege, die alle zum gleichen Ziel führen.
Vorher Ausweichen ist vielleicht eine Option, aber ob wir die Schluchtwand ohne den gewissen Adrenalinstoß rauf gekommen wären, wage ich zu bezweifeln.
Nett wäre wenn solche Sperrgebiete vielleicht schon früher bei den Abzweigungen angekündigt werden würden, aber es rechnet wohl niemand mit einem Wandertrio mitten im Mai am Gailtaler Höhenweg.
Zumindest hielt das Wetter und wir kamen ohne weitere Zwischenfälle am heutigen Ziel an. Ein netter Traktorfahrer gab uns auch noch einen Tipp, wie wir uns viel Straßenweg ersparen könnten, denn Koomi hätte uns entlang der Bundesstraße geführt.
Weitwandern in den Bergen
Ca. 30% des heutigen Weges gingen wir im Tal und ich verstehe nun, warum die Wanderwege “oben” sind. Nicht nur wegen der Aussicht, der schönen, abwechslungsreichen Wege, der Höhenluft, der Almen, aber auch weil die Wanderung schneller vergeht. Die letzten 3km auf der heutigen Tour sah ich die ganze Zeit auf das nette Dörfchen Obertilliach und beobachtete, wie die Häuser langsam, ganz langsam größer wurden. Es waren sehr, sehr lange 3km. Bin schon sehr gespannt wie die letzten zwei Tage der ersten Phase entlang des Drauradweges sein werden.
Aber morgen geht es mal wieder auf einen Gipfel und zwar den höchsten bis jetzt und es soll die Sonne scheinen! Ich bin schon ganz aufgeregt: das erste Gipfelkreuz bei Sonnenschein! Ich hab mir beim Spar sogar ein Gipfelschnäpschen gekauft. 😉
zurückgelegte km: | 22,4 |
überwundene Höhenmeter: | 1160 |
höchster Punkt: | 1837m – Wiesenalm |
tiefster Punkt: | 1160m – Maria Luggau |
Stunden unterwegs: | 8 |
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absolvierte Stages: | 1 |
gefundene Geocaches: | 1 |
davon T5: | 0 |
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Kosten: | ? |
davon Übernachtung: | ? |
Spar Einkauf: | 22,- |
Essen für Tiere: | mitgeschleppt |
Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Hotel Gasthof Unterwöger
Route auf Komoot
Volker
Jetzt lässt du bald Österreich und Osttirol hinter dir und wanderst im schönen Südtirol. Die Dolomiten sind beeindruckend, und der Alpenhauptkamm riesig. Da liegen die Hütten dann schon bei 2000hm.
Ab Bruneck wird dein Weg wohl anders verlaufen als meiner und ich bin schon auf die Berichte gespannt.
Weiterhin gutes Wetter.
Lg Volker
weltraumaeffchen
Guten Morgen,
ja es geht ziemlich schnell und ich bin auch schon sehr gespannt auf die neue Umgebung.
Wieso denn anders? Bist Du nicht bzw. hast Du nicht vor die Stages abzugehen … auf die ich auch schon gespant bin 😉
Liebe Grüße, Ania.
Volker
Hallo Ania, du kannst ja in meinem Blog lesen, wie ich von Bruneck weitergegangen bin. Ab Bruneck gibt es außer den groben Orientierungspunkten keine Angaben zu den stages, damit “Zufallsfunde” ausgeschlossen werden können.
Natürlich werde ich alle stages abgehen.
K2
Hallo Ania.
Da Volker erst in den Sommferien unterwegs war, konnte er ab Bruneck den Pfunderer Höhenweg gehen, an der Unteren Weißzintscharte den Riegel vor dem Alpenhauptkamm überschreiten, den Gliederferner-Gletscher queren und dann noch den höchsten Zillertaler besteigen. Mehr als 3.500 Meter über dem Meer dem Alltag entflohen, auf der Grenze und dem Alpenhauptkamm stehend.
Ich bin mir sicher, Dir wurde die Tage auch schon ein Bild davon gemacht.
Schöne Grüße
K2.
Apollo
Na bumm!! 😱
Zum Glück alles gut gegangen.. 😗