By on August 7, 2017

Wenn ich Südtirol mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wohl gemütlich. Bei der Weitwanderung ist es mir nicht so aufgefallen, aber jetzt im Nachhinein betrachtet, ist es das definitiv und vor allem, wenn man gerade von Italien kommt.
Ich war in Südtirol sowohl kurz in die „richtige“ Richtung unterwegs, als ich von Sillian reinspazierte und dann bis nach Bruneck fuhr, wie auch in die „falsche“ Richtung, als ich am Rückweg vom Lago Maggiore zum Brenner ging.

Südtirol verbindet die Vorteile von Italien und Österreich. Es sprechen fast alle Deutsch, d.h. im Gegensatz zum Piemont kann man sich mit den Gastwirten unterhalten. Dadurch ergibt sich ein viel persönlicherer Bezug zu den Unterkünften. Diese waren hier meist Pensionen mit Frühstück, d.h. wenn ich zu Abend aß, dann auswärts. Das war mit dem gestrigen Abend 3x der Pretzhof und 2x die Knappenstube. Zugegebenermaßen nicht sehr abwechslungsreich, aber dafür ausgezeichnet. Sonst hatte ich nur Kleinigkeiten vom Supermarkt, da hier ja die Frühstücke noch etwas umfangreicher waren und ich mir meist eine Jause mitnehmen konnte. Dafür war es auch die Zeit der (Aperol) Spritz, auf die ich in Bruneck umgestiegen bin, nach drei Wochen Radler in Österreich. Ein italienischer Einfluss in Südtirol, neben zum Beispiel dem guten Kaffee. Statt Grissini gab es aber Schüttelbrot, auf das ich mich schon wieder freute.

Die Leute sind auch noch nicht ganz so italienisch laut, alles wirkt leiser, ruhiger, eben gemütlicher. Sogar die Berge, obwohl sie es eigentlich nicht sind. Aber durch das saftige Grün, die weiten Wiesen in den Tälern und die gepflegten, schön hergerichteten Wanderwege, wirkt alles sicherer, schöner. Außer man stapft gerade durch Schneefelder, aber auch der Teil war spannend und schön. Immerhin traf ich hier auf mein erstes unüberwindbares Schneefeld, das ich umfahren musste. Das vergisst man nicht und diese Rechnung ist immer noch offen, denn über die Gliederscharte muss ich irgendwann noch mal. Aber dadurch konnte ich Südtirol im frühen Frühjahr weiß erleben, dann im später Frühjahr bunt blühend. Es war faszinierend, wie sich die Vegetation innerhalb von drei Wochen verändert hat, die ganze Landschaft hat sich verändert, und nicht nur weil der Schnee dann weg war. Sogar das finschtere Tal wirkte dann nicht mehr ganz so finster, als wir gemeinsam mit Tom, Irmi und Novi zum Pfitscherjoch aufstiegen.

Und auch heute verschlug es uns wieder ins finstere Tal und das sicher nicht zum letzen Mal. Das ist irgendwie naheliegend, wenn man im Pretzhof einkehrt und dann auch noch dort wild campen darf, mit einem gemütlichen, ausgezeichneten, improvisierten Frühstück den Tag beginnt und sich über deutlich weniger Wolken freut als vorhergesagt. Leider trat die Schlechtwettervorhersage doch noch ein und wir waren froh, dass wir uns doch nur für eine kurze Wanderung und nicht für die ursprünglich geplante Hochfeilertour entschieden haben. Nass sind wir trotzdem alle geworden, dafür gab es dann aber noch im Gasthof Stein ein warmes Supperl bevor ich Südtirol verließ und am Abend nach 2 Monaten (die Innsbruckpausen mal nicht miteingerechnet) wieder österreichischen Boden in Sillian betrat oder besser gesagt befuhr.

Eigentlich wollten wir auf einem Campingplatz in der Nähe unser heutiges Lager aufschlagen und uns eine winzige Kleinigkeit zum Essen selbst herrichten. Die letzten Tage waren ein kulinarischer Genuss. Aber die wenige Bewegung, da wir ja doch deutlich mehr Stunden im Auto verbrachten als gedacht und das gute, aber leider auch viele Essen sind für mich eine schlechte Kombination. Ich habe das Gefühl, meine hart erarbeitete Kondition zu verlieren, mein abgebautes Körperfett aufzubauen, meinen durchtrainierten Körper zu verraten und fühle mich immer schlechter in meiner Haut. Als mir dann heute die wunderschöne Aussicht am Pretzhof betrachtend auch noch bewusst wurde, dass ich für längere Zeit vielleicht zum letzten Mal diese Ausblicke habe, diese Berge sehe, diese Luft atme, kamen die ersten Tränen seit dem Meer und diesmal waren es keine Freudentränen. Aber das Programm heute war ja wieder sehr spannend und da bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken, nur ganz hinten versteckt ein bisschen die Angst vorm Nachhause kommen.

Neben der kurzen Wanderung mit der abschließenden Einkehr am Vormittag, wo uns auch noch der Owner begleitete und wir spannende Weitwander- und Geocachinggespräche führten, musste natürlich auch noch ein T5er her. Leider wurde auch dieser im Regen absolviert, aber da es, um die Abwechslung zu behalten, ein Brückencache war, ging es sehr flott. Ich musste mich zwar wieder umziehen, da ich nicht nur nass aber vor allem sehr schmutzig war, aber ich habe dank Renatka immer noch ganz viele Sachen. Den Cache haben wir ohne Abseilen sondern mit Bandschlingen gelöst, war also diesmal nicht ganz so anspruchsvoll. Die größte Schwierigkeit war wohl die engen Straßerln und den Schotterweg mitm Duki zu befahren. Toms Verdienst ist hier also viel größer als meiner. Vor allem, da er mich an den Bandschlingen dann auch noch unter die Brücke gelassen hat und danach wieder hochzog.

Dafür gab es dann aber auch die kulinarische Belohnung, Denn kurz vor Sillian fiel mir ein, dass ich hier im Heimspiel auf einen Kaffee eingekehrt bin und mir damals gedacht habe, wie nett es wäre, hier mal Abend zu essen. Heute haben wir das umgesetzt, nachdem Ernst so nett war, uns nach Küchensperrstunde trotzdem noch einen genialen Vorspeisenteller und ein ausgezeichnetes Pilzrisotto zu kredenzen. Also wieder nichts mit Kalorien abbauen, aber es hat sich zu 100% ausgezahlt. Wer hier vorbei kommt bzw. vorbei fährt, sollte sich von dieser Haubenküche in einer Sportplatzcaffetteria unbedingt verwöhnen lassen! Gecampt wurde dann wieder wild, am Parkplatz des Restaurants.

Eine Station bleibt noch, bevor es dann endgültig nach Hause geht ….

Geocaching-Statistik
gefunden Geocaches: 1
davon T5er: 1
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Fotos – 06.08.2017
Heim-Spiel

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3 Comments
  1. Antworten

    Astrid

    August 7, 2017

    Hallo ihr 2,

    bei uns scheint das Timing nicht ganz so gut zu sein, denn wir verpassen uns um ein paar Tage.
    Thomas und ich sind nämlich am ab kommenden Donnerstag in Matrei am Brenner 🙂
    Schade aber wir wünschen euch noch eine gute Heimfahrt und freuen uns auf ein Wiedersehen!

    Nochmals Danke für die spannende Lektüre über die Monate hinweg 😀

    Ganz liebe Grüße!
    Astrid & Thomas

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      August 7, 2017

      Hallo,

      ja das ist wirklich schade, wäre witzig gewesen Euch auch zu treffen!

      Wünschen Euch tolle Tage in den Bergen und hoffentlich bis spätestens im September bei meinem Event!

      Liebe Grüße, Ania & Tom.

  2. Antworten

    silvia

    August 7, 2017

    Hallo Kleines, danke für die schöne Karte 🃏. Auf ein baldiges wiedersehen. Viel Spaß noch bei Heimreise.

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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