Ein Sommerspaziergang Phase 2

Tag des Ärgerns

By on Juni 9, 2017

Heute musste ich mich über so vieles ärgern, im Endeffekt immer natürlich über mich und meine Entscheidungen. Ich glaube das ist deswegen, weil wenn man mal anfängt, sich über etwas zu ärgern, dann kommt man da nicht mehr raus … wenn man so vor sich hinwandert und gerade nichts anderes zu tun halt, als sich eben zu ärgern.

Heute war ja wieder ein bisschen Bus- und Taxifahren dran. Wir konnten von Grosotto bis zum Stilfser Joch unmöglich in einem durchgehen und irgendwie habe ich mir eingebildet, dass da am Weg keine Unterkünfte sind.  In Wirklichkeit wäre es schon gegangen, mit eben einem Zwischenstopp, eine Unterkunft hätte ich jetzt auch gefunden. Die vom Owner vorgeschlagene bzw. bei seiner Reise gewählte Unterkunft, nimmt keine Hunde, vielleicht habe ich dann deswegen aufgegeben und beschlossen mit den Öffis zu fahren.

Dann wäre die Möglichkeit gewesen bis nach Bormio mit dem Bus zu fahren und von dort zu gehen, denn der Bus von Bormio zum Passo dello Stelvio fährt erst ab Juli wieder. Das wäre eine 8h Tour gewesen plus eventuelle zusätzliche Zeit für Schneefelder, da wusste ich ja nicht was auf mich zukommt und die Rezeptionistin von der Unterkunft am Pass hat mich gestern doch etwas verunsichert mit ihrer Frage, ob ich zum Schifahren käme. Die Zeit auf den Schneefeldern muss man auf jeden Fall verdoppeln, die Anzahl der Schritte sogar verdreifachen: 2x zum Runtertreten, 1x zum Steigen.

Schließlich und endlich habe ich mich fürs Taxi und dann wieder eine Hin- und Retour-5h-Tour entschieden.

Top Ten / Flop Ten

Im Nachhinein betrachtet und mit dem jetzigen Wissen über fehlende Schneefelder war es die falsche Entscheidung. Denn die heutige Route gehört definitiv in die Flop Ten (*) und ich musste sie gleich zwei Mal gehen, eben hin und dann zurück.

Das Stilfser Joch ist mit 2757 der zweithöchste asphaltierte Gebirgspass der Alpen hat mir der nette Taxifahrer ganz stolz erzählt. Die Passstraße ist zwischen Ende Mai und November für den Verkehr geöffnet. Ok, da hatte ich ja mal Glück. Während der kurzen Öffnungszeit herrscht auf dieser Straße starkes Verkehrsaufkommen, vor allem durch Tourismus- und Freizeitfahrten. Das kann ich nun definitiv bestätigen. Und im Juli soll es noch viel schlimmer sein, zumindest für nicht Motorradfanatiker und ich bin keiner. Ich wurde aber heute den ganzen Tag von dem Motorradgeräusch begleitet und bildete mir sogar ein, den Abgasgeruch in der Nase zu haben, obwohl der Wanderweg ja nicht auf der Strasse ist, sondern deutlich abseits und höher.

Irgendwie passend dazu war dann auch der Wanderweg, sehr karg, steinig, teilweise grau matschig.

Da halfen auch die Wow-Effekte nicht, denn natürlich wenn man dann ganz oben bei dem Pass ankommt und in beide Richtungen runterschauen kann ist es wie immer toll. Wenn man dann fest stellt, dass keine schweren, langen Schneefelder zu erwarten gewesen wären, ist es nicht mehr so toll.

Murmeltiere und Akitas

So süß beide sein mögen, musste ich mich heute sowohl über die einen, wie auch die anderen ärgern. Die Murlmeltiere von Bormio sind einfach echt frech und haben keinen Respekt vor Raubtieren, als ob sie wüssten, dass diese angeleint sind und ihnen nichts anhaben können. Sie waren heute wirklich fast zum greifen nahe, haben ihre lachartigen Warngeräusche von sich gegeben und uns angestarrt. Die zwei Jägerinnen waren kaum zu halten bzw. sie waren nicht zu halten. Nämlich genau dann, als ein Murmeltier vor Ryoko weg sprang, sie ihm nach wollte, ruckartig an der Leine zog und die Schnalle vom Hüftgurt vom Rucksack brach. Jap, noch ein Verlust. Als Hüftgurt habe ich ihn eh nie wirklich verwenden können, also zumindest habe ich das Gewicht des Rucksack nicht auf den Hüften sondern auf den Schultern getragen, da das ewige an der Leine und somit an mir Zerren von Ryoko den Hüftgurt immer gelockert hat. Aber es war schon sehr praktisch zum Einhängen der Leinen, somit hatte ich die Hände frei. Jetzt muss ich halt einen Knoten machen.

Während ich mit Ryoko und der Leine und dem Rucksack kämpfte, hat Vaishavi schamlos die Situation ausgenützt und ist auf Jagd gegangen! Ist natürlich eh nichts passiert, die kleine Biester sind ja viel zu schnell in ihren Löchern verschwunden. Madame war aber nachher so ausser Atem, das ich sie den Rest des Weges quasi ziehen musste.

Icons

Als wir dann wieder im Hotel waren, welches übrigens sehr gut zum Wanderweg und der Umgebung hier passt: schäbig und abgenützt, habe ich die zwei Wuffis abgeliefert und bin dann noch in dem Örtchen, falls man eine Ansammlung von vier Hotels, einer Kirche, einer Schischule und noch zwei Gebäuden, die ich nicht identifizieren konnte, als Örtchen bezeichnen kann, cachen gegangen. Hier gibt es nämlich einen Multi, einen Earthcache und eine Letterbox auf italienischer Seite, also perfekt für meine Icon-Sammlung. Aber auch die waren eine Enttäuschung: dreckig, unspannend, schirch. Genauso wie die Gebäudeansammlung hier.

Also mein Tipp: asap hier durch!

Panorama 09.06.2017

Tagesstatistik
zurückgelegte km: 15,4
überwundene Höhenmeter: 680 bergauf / 660 bergab
höchster Punkt: 2843m – Dreisprachenspitze
tiefster Punkt: 2490m – Grenzpunkt
Stunden unterwegs: 5,5

absolvierte Stages: 1
gefundene Geocaches: 3
davon T5: 0

Kosten: 124,40
davon Übernachtung: 54,- inkl. Frühstück
Kaffee: 3,-
Bus: 7,40 (1x 3,90 / 2x 1,75)
Taxi: 55,-
Essen für Tiere:
Links

Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Hotel Folgore
Route auf Komoot

Route

 

Begriffsklärung
Unter Flop Ten meine ich das Gegenteil von Top Ten, also in dem Fall die zehn schlechtesten Wanderungen. Keine Ahnung, wie das wirklich zu bezeichnen wäre? Bottom Ten, Worst Ten … Flop Ten klingt irgendwie passend.
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3 Comments
  1. Antworten

    Volker

    Juni 11, 2017

    Das mit dem Ärgern kenn ich auch nur zu gut. Ich habe zum Beispeil letztes Jahr meine Entscheidung bejammert, dass ich in einem – für meine Verhältnisse – zu teurem Hotel übernachtet habe.
    Aber nach der Nacht sind daraus einige Entschlüsse entstanden. Erstens dass ich nicht immer die bergigste Strecke nehmen muss und zweitens, dass ich für dieses Jahr den Kocher auf alle Fälle mitnehme, um unabhängig von Berghütten oder Hotels zu sein.
    Also mein Tipp:
    Betrachte deine Jammerstrecken als Lernmöglichkeiten.
    Alles Gute
    Volker

    • Antworten

      Martin

      Juni 11, 2017

      Nur nicht ärgern. Das hat sich dieser Abschnitt nicht verdient, er kann ja nichts für “Mitte April will ich los”.

  2. Antworten

    K2

    Juni 11, 2017

    Glück muß man haben: Als ich diese Etappe gegangen bin, war der Paß am dem Morgen komplett gesperrt, weil Inline-Skater und Radler von Bormio Rennen zum Übergang veranstaltet haben.

    Schöne Grüße
    K2.

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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