Wettkampffeeling
Es passierten drei Dinge …
- Ich habe die letzten drei Nächte nicht geschlafen.
Die erste Nacht ohne Tom und den Pupsen vermisste ich die gewohnten Geräusche: Toms leisen Atem neben mir, Ryokos Putzgeräusche und Vaishavis Schmatzen. Ich wachte ständig auf und suchte vergebens meine Begleiter.
Die zweite Nacht schlief ich zwar aufgrund des feuchtfröhlichen Abends gut, aber nur sehr kurz. Die gestrige Nacht war ein Horror. Es wurde geschnarcht, abwechselnd aufs WC gegangen, es war stickig und stinkig und heiß und überhaupt. Ab 3:00 hatte ich dann ständig die Angst mein Wecker würde die anderen aufwecken. Und weil ich dann gegen 5:30 doch tief eingeschlafen bin, tat er das auch.
Ich brauchte als nächstes definitiv ein eigenes Zimmer! - Ich war komplett von der Außenwelt abgeschnitten! Mir fehlten die Infos zu den geocaches am Weg, die weiteren Unterkünfte waren nicht geplant, die Strecke unsicher und ich hatte keine Ahnung wie das Wetter wird.
Ich brauchte unbedingt WiFi oder zumindest 3G am Handy! - Und es passierte der kleine Franzose. 🙂 Unser letzter Mitbewohner kam gegen 19:00 an, weswegen wir erst um 19:30 gestern zu Abend aßen. Er war sehr stolz auf seine gestrige Strecke und erzählte wie schnell er denn nicht durch die französischen Alpen laufen würde. Als ich auf seine Frage, wo ich denn hingehen täte, Monaco sagte, war er naturgemäß nicht sehr angetan. Alle gehen hier ans Meer, sprich entweder Monaco, Nizza oder Montagna. Seine Aufmerksamkeit hatte ich erst als ich ihm sagte, dass ich aus Österreich komme, zu Fuß! Er meinte er würde am nächsten Tag nicht ins nächste Gîte D’Etape gehen, das wäre ihm zu nahe, sondern in die nächste Stadt. Das sollten 26km sein, leider ganz viele Abstiegsmeter und er hoffte in 8 Stunden dort zu sein. Er weckte sofort mein Wettkampffeeling, 26km in 8h – das hatte ich unlängst problemlos gemacht, also nahm ich die Herausforderung an.
Im Grunde war es entschieden, außer die eigentlich geplante Unterkunft hätte WiFi und ein eigenes Zimmer. Da es aber eine Alpe war, standen die Chancen schlecht.
Ich startete als Erste um 7:15, nachdem es zum Frühstück außer Marmeladebrot nichts gab und ich bereits 30 Minuten vorher weggehfertig war und nur mehr auf das Öffnen der Türen wartete, brauchte ich auch nicht länger als 15 Min für die erste Mahlzeit.
Am Weg zum Pass überholte mich ein Französischer Bergläufer, der mich bereits gestern überholt hat. Er erinnerte mich ein bisschen an Boris, unseren Yogalehrer. Mit Jesuspatscherln, einem ziemlich chaotischen Zopf am Haupt und einem Minirucksack scheint er auf der GR5 unterwegs zu sein. Es war aber ganz nett einen Vorläufer zu haben, dann braucht man sich nicht auf den Weg zu konzentrieren. Ich wiederum überholte Suzanna, eine ganz nette Schweizerin, mit der ich gestern Abend ins Gespräch kam. Es war ihr zweiter Tag und sie ging es ganz langsam an. Leider hatte sie nicht das gleiche Ziel. Es wäre nett gewesen, eine weibliche Begleitung zu haben. Irgendwann verschwand dann der Bergläufer und ich nahm an, er machte Pause oder Yoga oder was auch immer.
Im ursprünglichen Gîte D’Etape angekommen, beschloss ich, wenn ich schon nicht übernachte, zumindest einen Snack zu nehmen. Ich war bereits 6 Stunden unterwegs und hatte eigentlich keine Ahnung, wie lange ich noch brauchte. Am Pass bzw. an der höchsten Stelle des heutigen “Spaziergangs” hatte ich zwar kurz Netz und habe mir online die Strecke angesehen und Screenshots gemacht, aber leider vergessen, Koomi ein Update zu geben, dass wir eigentlich ein anderes Ziel für heute hätten. Somit meinte sie in Longon wir wären am Ziel und machte Feierabend. Sie trackte zwar dann noch weiter mit, gab aber keine Infos weder in Bild noch in Ton. Ich musste mich also ab da rein auf die Wandermarkierungen und die Infos der Besitzer der Alpe verlassen. Angeblich hatte ich noch 4 Stunden vor mir. Da war die super leckere Jause sehr willkommen. Das Gîte ist sehr nett, aber wie befürchtet nur ein riesiges Bettenlager, spartanische Verhältnisse, kein Kontakt zur Außenwelt.
Nach einer Stunde ging die Wanderung weiter. Der kleine Franzose holte mich trotz Pause nicht ein, dafür überholte mich mein Bergläufer. Der Arme hat irgendwo die falsche Abzweigung genommen und ein paar Extra-km gemacht.
In Saint-Sauveurs-sur-Tinée angekommen machte ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft. es war das erste Mal, dass ich ganz ohne eine Ahnung zu haben wo ich denn schlafen würde unterwegs war. Es gab genau ein ausgebuchtes Hotel und das Gîte D’Etap mit Mehrbettzimmer. Zuerst war ich etwas verzweifelt, aber die bereits das Gîte Bewohnenden empfingen mich sehr nett. Es waren zwei junge Franzosen, die mir sofort erklärten wie was wann. Es ist eine Selbstversorgerunterkunft, in der es zwei Dreibettzimmer und ein Stockbett in dem Esszimmer gab. 30 Minuten nach mir kam auch der kleine Franzose an und wir teilten uns mit einem der Burschen ein Dreibettzimmer. Schauen wir ob ich es heute mit zwei Schnarchern zu tun hab, von einem weiß ich ja schon. Was aber sehr nett war, war dass wir alle unsere Essensreste auf den Tisch brachten und jeder noch ein paar Einkäufe beisteuerte. Ich Nüsschen und Wein, der kleine Franzose Brot, die Jungs Käse und Wurst. Wir hatten ein richtiges Festmahl und einen tollen Abend. Leider gehen wir alle andere Wege, d.h. morgen nach dem gemeinsamen Frühstück heißt es Aufwiedersehen sagen.
zurückgelegte km: | 32,7km |
überwundene Höhenmeter: | 1330 bergauf / 2320 bergab |
höchster Punkt: | 2580m – |
tiefster Punkt: | 490m – Saint-Sauveurs-sur-Tinée |
Stunden unterwegs: | 9h |
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absolvierte Stages: | 2 |
gefundene Geocaches: | 1 |
davon T5: | 0 |
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Kosten: | 57,50 |
Übernachtung: | 10,- |
Snack im Longon: | 20,50 |
Einkäufe: | 37,- |
Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Gîte d’Etape Saint-Sauveurs-sur-Tinée
Route auf Komoot
Cose
Wie groß ist denn ein kleiner Franzose? 😉
weltraumaeffchen
Kleiner als ich und das ist nicht sehr groß 😉
Cose
Das ist wirklich klein 🙂
K2
Das interressante bei Dir ist ja noch dazu das Verhältnis von Rucksackgewicht zur Körper”größe”.
Etliche 2m-Männer würden wohl hinten über kippen …
K2.