Zwangspause
Gezwungenermaßen war ich heute so richtig ausgeschlafen. Gestern war sozusagen die erste Nacht in einem richtigen Mehrbettzimmer, auch wenn es nur das Belegschaftszimmer war. Vier volle Stockbetten und zwei Wuffis belegten das dunkle Zimmer. In Rifugios ist gegen 22:00 Nachtruhe und trotz anfänglicher Partystimmung machten sich alle gegen 22:00 langsam fürs Bett bereit. Um 23:00 war ich die Letze, die ihre Stirnlampe abgedreht hat.
Um 6:00 wollte Marco die Wetterlage checken und bei wolkenfreiem Himmel wären wir auf den naheliegende Gipfel aufgestiegen und hätten die Aussicht genossen. Leider wurde nichts daraus, aber zumindest durfte ich um 6:00 endlich aufstehen, munter war ich seit 5:00. Frühstück war erst für 8:00 angesetzt, also setzte ich mich in den Gemeinschaftsraum mit meinem Laptop. Gegen halb acht füllte sich der Raum. Italiener und in der Schweiz wohnende Deutsche sind einfach Langschläfer.
Die Stimmung war leider mehr als getrübt. Als ich gestern die Pupsen in den Schlafraum gebracht habe, merkte ich, dass Vaishavi ganz leicht humpelt. Ich schaute mir das kurz an, aber da alle schon schliefen, wollte ich nicht viel herum tun. Oft ist es ja nur weil sie schlecht gelegen ist und am nächsten Morgen wieder vorbei, also wollte ich diesen abwarten. Leider war es ganz und gar nicht besser. Sie belastete das linke, vordere Bein gar nicht. Sie haben gestern am Abend kurz gespielt und da ist mir aufgefallen, dass Pups etwas komisch aufgetreten ist. Ich nehme an, sie ist da umgeknickst. Da geht man knapp 1000km und es ist nichts und dann beim Spielen verletzt sie sich. 🙁
Es war klar, sie kann nicht absteigen. Meine Verzweiflung war mir wohl ins Gesicht geschrieben, oder waren es die Tränen, die mich verraten haben. Alle 20 Italiener versammelten sich langsam um uns, Gäste sowie Belegschaft. Marco nahm sich der Sache sofort an. Es wurde die Telefonnummer vom hiesigen Tierarzt besorgt, der aber leider am Sonntag natürlich nicht ran ging, Zimmer in Alagna erfragt und über den Transport von Vaishavi nach unten diskutiert. Schließlich einigten sie sich auf eine Trage, die sie aus zwei Metallstangen und einer Zeltplane bastelten. Davis, einer der Gäste und ein guter Freund von Marco bot sich an mit Thomas die Trage zu tragen. Marco übernahm auch sofort die Planung: Thomas vorne, Davis hinten und ich daneben, um Pups zu beruhigen. Als die Trage fertig war, legte sich Ryoko sofort drauf. Sie wäre wohl bereit gewesen, getragen zu werden. Ein Probedurchlauf, natürlich mit Vaishavi, wurde gemacht und es schien zu funktionieren.
Um 9:30 ging es dann los. Der Wanderweg war so schmal, dass ich leider nicht daneben gehen konnte. Pups rutschte auch immer wieder nach vorne. Sie war zwar tapfer, aber dann doch immer wieder ungeduldig und wollte aufstehen. Ca. ein Viertel des Weges sind wir so gegangen, dann beschloss Davis Pups Huckepack zu nehmen. Ich war zuerst sehr skeptisch, ob sie sich denn tragen lassen würden, aber es schien ihr zu gefallen. Davis rannte quasi den Berg hinunter und hatte noch genug Luft um eine kleine Sightseeingtour zu veranstalten und Pups am Kinn zu kraulen! Er kennt hier halt jeden Stein, da ging es ganz gut. Dazwischen brauchte er kurze Pausen, da sprang Thomas ein. Eine solche Pause, wo gewechselt wurde, war bei einer ca. 60cm tiefen Tränke. Es war wieder sehr heiß und Ryoko wollte zuerst nur trinken, sich dann aber doch reinlegen, da bisher auf Grund des schnellen Tempos keine Gelegenheit zum Bauchkühlen war. Also versuchte sie sich in die Tränke zu legen und versank. Sehr erschrocken arbeitete sie sich aus dem Wasser raus und nachdem sie sich geschüttelt hat, waren auch alle anderen abgekühlt. Armes Würmchen wurde heute gar nicht beachtet, dafür hat sie sich immer wieder zur Vaishavi gelegt und an ihrer Pfote geschnuppert. Wie die das merken ist einfach ein Wahnsinn.
In Alagna angekommen nahmen wir gleich mal das erste Hotel mit Bar und Restaurant und tranken das verdiente Bier. Die letzen hundert Meter habe ich dann Vaishavi getragen, also durfte ich mir auch einen Radler gönnen. Ich hätte so gern Davis aufs Mittagessen eingeladen oder ihm ein bisschen was gegeben, aber er wollte natürlich nichts. Als er dann weg war, fing die Planung beim Mittagessen an. Für Thomas war Alagna so oder so ein mögliches Endziel. Er wäre zwar noch bis nach Peccia mitgegangen um morgen wieder nach Alagna zurück zu gehen. So konnte er aber morgen von hier gleich den Bus Richtung Heimreise nehmen.
Vaishavi hat sich so wie es ausschaut auf der Pfote verletzt. Es ist nicht geschwollen, sie zuckt aber zurück, wenn man diese angreift. Einen Fremdkörper habe ich nicht gefunden. Ich musste nun ein paar Entscheidungen treffen. Zum italienischen Tierarzt möchte ich sie nicht bringen. Wenn es, wie ich vermute, eine Verstauchung oder Zerrung ist, braucht es einfach Zeit. Sie hat sich eigentlich einen guten Zeitpunkt ausgesucht. Tom kommt am Dienstag für einen kurzen Zwischenbesuch. Sollte es bis dahin nicht besser werden, wird er sie mitnehmen. Das heißt aber, es ist wieder Busfahren angesagt, denn wandern ist mal tabu und hier fest sitzen möchte ich auch nicht. Treffpunkt am Dienstag wäre Oropa und bis dahin liegen auch noch zwei Stages, die geholte werden müssen. Also wird es wieder eine Hin- und Zurücktour werden. Dabei hatte ich so einen guten Run und mich auf die Rifugios gefreut. 🙁
Während ich im Zimmer meine Planung machte, klopfte es an der Tür und Marco war da. Er ist gerade 40 Min vom Rifugio runter gelaufen und wollte nachfragen wie es uns geht. Wir setzten uns noch auf ein Bier in den Garten und plauderten ein bisschen. Es stellte sich heraus, dass er heute noch aus dem Tal raus fuhr und zwar ziemlich genau in die Richtung, wohin Thomas musste. So entstand eine Mitfahrgelegenheit und ich war wieder auf mich allein gestellt. Da sich Thomas aber bei der Tragerei mit Vaishavi am Rücken die Zehe verletzt hatte, hätten wir heute auch so keinen Berg mehr bestiegen. Also passte das ganz gut.
Dann begann der normale Wanderalltag mit Futter besorgen, Wäsche waschen, Blog pflegen usw.. Immer wieder schweiften aber meine Gedanken zu den tollen Menschen hier, die mir so sehr geholfen haben und eine für mich aussichtslose Situation so gut und nett gelöst haben! Ich danke Euch von ganzem Herzen! Ich werde wie versprochen wieder kommen, damit wir gemeinsam den 4000er besteigen können!
zurückgelegte km: | 7,5km |
überwundene Höhenmeter: | 110 bergauf / 1070 bergab |
höchster Punkt: | 2230m – Rif. |
tiefster Punkt: | 1180m – Alagna |
Stunden unterwegs: | 2h |
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absolvierte Stages: | 0 |
gefundene Geocaches: | 2 |
davon T5: | 0 |
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Kosten: | |
Übernachtung mit Frühstück: | 52,- |
Mittagessen und Bier für die Helferleins: | 68,- |
Abendessen: | 22,- |
Supermarkt: | ?,- |
Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Montagna Di Luce
Route auf Komoot
Cose
Oje, das tut mir sehr leid! Arme Vaishavi… Wünsch ihr gute Besserung!
Apollo
Oje, armes dünnes Flauschi! 😕
Schnelle Genesung…
Davis
Thank you for having spent my life remembering to pass the favor to someone else
🙂
K2
Many thanks for your help, guy !!!
K2.
Marco
La montagna insegna….la montagna unisce ma ci mette anche alla prova……questo è lo spirito che tutti, ogni giorno in qualunque luogo, dovrebbero avere verso il prossimo. Vai Ania troverai sulla tua strada altre persone che sono certo ti aiuteranno a raggiungere i tuoi sogni…… al prossimo 4000 mt……. ciao
K2
Gracie mille !
K2.
K2
Hallo Ania.
Da ist man mal offline und dann muß man bereits von der Bodenkontrolle am Telefon so schlechte Nachrichten hören 🙁
Vaishavi alles Gute und eine rasche Genesung !
Toll und sehr bemerkenswert finde ich die Hilfe der Einheimischen !
Gracie mille !!
Schöne Grüße aus der Steiermark,
K2.
Günter
Hallo Ania!
Bin selber in Griechenland unterwegs und habe lange nicht bei dir hineingeschaut. Schlimm, dass deinen Liebling was passiert ist und auch das ich von 2 Nervenzusammenbrüchen lesen muss. Das gute aber ist, dass du fast die Hälfte der vorgesehenen Hm geschafft hast.
Wünsche dir eine schöne Zeit mit Tom, es tut gut wenn man jemanden hat der einmal…armer schwarzer Kater ( Katzerl ) sagt,.und es wird schon wieder.
Alles Gute.
weltraumaeffchen
Vielen Dank Euch allen für die Genesungswünsche! Das viele positive Denken, die großartige Hilfe am Sonntag und die mittlerweile drei Tage Pause für Vaishavi haben dazu beigetragen, dass es ihr schon deutlich besser geht. Sie fängt langsam an, die Pofte zu belasten. Ich halte Euch am Laufenden, wie es weiter gehen soll.
Thank you all for the whishes! The many positive thoughts, the great help on Sunday and the three-day break for Vaishavi have helped to make her feel much better. She slowly begins to load the paw. I keep you up to date on how we proceed.
weltraumaeffchen
finalmente in italiano:
Grazie mille per i benessere auguri! I tantissimi pensieri positivi, il grande aiuto di Domenica e il riposo di tre giorni per Vaishavi hanno contribuito alla sua guarigione. Piano piano lei comincia a sollecitare il piede. Vi térro al corrente come va avanti.