Höhe statt Ferne Mailand

Wien – Mailand – Alagna

By on Juli 26, 2018

Die heutige Unterkunft war ganz ok. Ich bin sehr froh, dass ich einen Singleschlafwagen genommen habe. Mit all meinem Gepäck brauchte ich auch jeden Zentimeter. Aber so konnte ich die Zugfahrt richtig genießen und habe fast 5h durchgeschlafen. Erst kurz vor Verona wurde es laut, da die hier aussteigenden Gäste ihr Frühstück bekamen. Aber das passte gut für mich. Ich wollte noch Yoga und 7Min im Zug machen. Keine Ahnung wann ich wieder dazu komme. Yoga hat ganz gut funktioniert. Ich habe die perfekte Größe dafür und es sind sich fast alle Übungen nahezu ausgegangen. Jetzt weiß ich auch, dass das Zugabteil 1,6m breit und eine Beinlänge plus ein bisschen was lang ist. Gottseidank standen wir gerade in Verona, als die Balanceübungen dran waren, sonst hätte ich kaum auf einem Bein stehen können. Dafür hatten die am Bahnsteig Stehenden was zu lachen. 7Min war umso interessanter, als der Zug fuhr. Hampelmänner während einer Bremsung machen sich super.
Eigentlich wollte ich nachher noch duschen, aber das Bad war durchgehend besetzt, also setze ich mein Abteil etwas unter Wasser, war dafür aber dann schneller fertig und konnte mein Frühstück genießen. Es gab Filterkaffee, Birchermüsli, zwei Semmeln, Kräuteraufstrich, Putenschinken und Käse. Das sind die sechs inkludierten Zutaten, die ich mir ausgesucht habe. Um €1,20 hätte man noch Weiteres dazu nehmen können. Ich habe auch kurz überlegt. Im Piemont darf ich mir ja nicht viel vom Frühstück erwarten und am Rifugio S. Ferioli schon gar nicht.

Hot in the city

Mit 10 Minuten Verspätung erreichten wir um 9:20 Mailand. Duschen wäre so oder so unsinnig gewesen, kaum bin ich aus dem Zug ausgestiegen, war ich waschel nass. 32°C zeigte mein Wetter App, gefühlt mind. 40°C. Ich hatte 9h bis mich Marco abholte und wollte mir die Stadt ein bisschen anschauen und natürlich den einen oder anderen Cache mitnehmen. Mit der U-Bahn fuhr ich zuerst zum Castello. Vor allem der Park und die Hoffnung auf einen besseren Kaffee in einem empfohlenen Café riefen nach mir. Ich musste dann schmunzeln, als ich einen Eiskaffee bestellte und ein Stamperl Mocca mit Eiswürfel bekam. Etwas ähnliches ist mir in Spanien vor ca. 20. Jahren auch passiert. So einen richtig guten Eiskaffee mit Vanilleeis gibt es wohl nur bei uns. Dafür gibt es wirklich charmante Italiener. Keine 10 Minuten da und ich hatte schon einen Guide, der mir unbedingt das Castello zeigen wollte. Blöd, dass ich eigentlich gerade einen Cache gesucht habe und auf das Muggle-Angebot verzichten musste. Vom Schloss führte mich dann die Einkaufs-Fußgängerzone zum Duomo. Wow, das muss man wirklich gesehen haben. Ein unglaublich imposantes Gebäude, das ich aber leider nur von Außen gesehen habe. Die Schlange der auf den Eintritt Wartenden schreckte mich ab, ich wollte ja mein Date nicht verpassen. Nicht mal kurz reingucken war drinnen, da wurde man sofort weggestampert. Als nächstes Stand dann die Galleria Vittorio Emanuelle am Programm, ein ebenso faszinierendes Bauwerk und die Einkaufsmöglichkeit in Mailand. Aber nach Shoppen war mir gar nicht, nicht bei der Hitze. Da war eher Aperol-Time angesagt auf der Aperol-Terrasse, einem Lokal welches sich auf gemischte Getränke mit eben diesem spezialisierte. Der Gin Cocktail klang ja sehr verlockend, aber dafür war es zu heiß, ich hatte zu wenig im Magen und eigentlich musste ich unbedingt einen Aperol-Spritz trinken. Es gab ganz nach italienischem Stil auch Chips dazu, das rettet mich ein bisschen drüber. Am Abend würden wir essen gehen und ich wollte vorher nicht zu viel futtern. Italienische Abendessen haben es ja in sich.

Nach fünf 0815 Tradis verging mir auch die Lust auf Gecoachen, aber zwei fehlende Icons wollte ich unbedingt noch holen. Ich fand einen Whereigo, der eine interessante Sightseeingtour versprach und ließ mich von der Cartridge durch die Altstadt führen. Das war sehr fein, auch kurze Infos gab es, da hätte ich mir den Lonelyplanet ersparen können. Warum allerdings das Final dann ewig weit weg an einem super uninteressantem Ort war, versteht wohl keiner. Ich habe noch auf einen Virtual gehofft, aber es gibt in Mailand tatsächlich keinen! Wurden die Virtual Rewards in Italien nicht ausgeteilt? Zu meiner Überraschung fand ich dann aber in der Nähe vom Bahnhof einen WebCamCache und konnte gerade noch mit dem letzten Stricherl Akku meinem Headquarter (=Tom) Bescheid geben, der dann einen Screenshot von der WebCamUrl machte.

Komplett verschwitzt, nicht gerade sauber und von gut riechen weit entfernt, kam ich dann nach meiner 10km Sightseeing Tour am Milano Centrale Bahnhof an, von wo aus ich noch einen Zug nach Busto Arsizio zu unserem Treffpunkt nahm, an. Perfekte Voraussetzungen für mein Rendezvous.

Lost in translation

Ein bisschen aufgeregt war ich schon Marco zu treffen. Er hat von mir ein ganz bestimmtes Bild: die Frau, die mit zwei Hunden, einen 20kg Rucksack am Buckel tragend, durch die Alpen wanderte und anschließend am Hubschrauberlandeplatz 7Min machte.
Er meinte, ich hatte die Magie der Berge in den Augen … nun ja, damals war ich bereits zwei Monate unterwegs, habe meine Krisen überwunden gehabt, gerade die Vorzüge der GTA genossen und Thomas als Wanderkumpanen gewonnen.
Ob ich diesem Bild heute noch gerecht werden kann? Wie sehr hat mich der Alltag verändert? Wie viel von meinen normalen Stress, wie viel von meinen täglichen Sorgen spiegeln meine Augen wieder?
Es wird auf jeden Fall spannend, denn Marco spricht glaub ich eher nur gebrochenes English und mein Italienischkurs war auch nicht sehr erfolgreich. 😞 Die Planung und das Plaudern über WhatsApp mit Google Translate war ja noch einfach, wobei da offenbar die Personalpronomen nie richtig aus dem italienischen übersetzt werden. Ich war mir nie sicher ob er jetzt von sich, von mir oder wem anderen spricht. 😉
Ich bin auch sehr froh, dass ich Marco das Foto meines fertig gepackten Rucksacks geschickt habe. Darauf waren auch die vom Alpenverein ausgeborgten Schneeschuhe zu sehen. Wir haben seiner Equipment-Liste entnommen, dass wir diese ebenfalls brauchen. Nun hat sich herausgestellt, das „rackets“ aber weder Schneeschuhe, noch Tennisschläger bedeuten, sondern einfach nur Schneeteller für Wanderstöcke. Da ich sonst mit drei Paar Schneeschuhen (Lieferservice für Volker und Thomas) auf Reisen gegangen wäre, war ich über dieses Equipment Update sehr erleichtert!

Volles Program in Alagna

Eigentlich freute ich mich schon sehr auf eine Dusche, daraus wurde aber nichts. Marco hat ein fixes Program für heute geplant gehabt und ziemlichen Hunger, also brachen wir sofort auf. Nicht mal das Gepäck aus dem Auto trugen wir rauf. Zumindest kühlte mich die klimatisierte zweistündige Autofahrt ein bisschen ab. Zuerst gäbe es einen Appertivio in Miacceria. Es war Negroni, ein Campari Cocktail, der, obwohl ich dieses Bitter nicht ganz so mag, überraschend gut schmeckte. Dazu richtete uns Francesca „Miacce“, eine Spezialität aus Alagna her. Es ist ein mit Käse und Prosciutto oder „Speck“ gefülltes Pita-ähnliches Brot und schmeckte auch gut. Zum Abendessen wurde ich dann ins Edelweiß ausgeführt und es gab „Filetto di cavallo ai mirtilli“ ein geniales Pferdefleisch mit Blaubeersauce, dazu Kartoffeln und Gemüse. Wenn es nicht bereits knapp vor 23:00 gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich tatsächlich die ganze Riesenportion zusammen gegessen. Immer noch stinkig und dreckig ging es dann noch in die Bar delle Guide. Ich muss wohl irgendwann von meiner Gin- und Gurkenvorliebe erzählt haben, denn Stephano besorgte extra eine Gurke für mich, was offenbar nicht so einfach hier in der Gegend ist. Ah ja und den einen oder anderen Genepy gab es natürlich auch. Um 2:00 bekam ich dann endlich meine lang ersehnte, wenn auch kalte Dusche!

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4 Comments
  1. Antworten

    K2

    Juli 31, 2018

    “Manche” hatten sich schon sehr über die Schneeschuhe gewundert und hätten früher gefragt – wenn sie es denn gesehen gehabt hätten können 😉

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      August 3, 2018

      gewundert haben wir uns eh von Anfang an, aber Tennisschläger kamen uns noch verwunderlicher vor 😉

  2. Antworten

    Kasia

    September 4, 2018

    Oh mann, duschen ist wohl ein kleines Problem – portable Duschen wären doch der absolute Hit! Und Gin Cocktails – kann mich noch an die am Rathausplatz diesen Sommer erinnern – wow die waren echt gut, sollten wir mal nachmachen.

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      September 4, 2018

      stimmt! Rathausplatz ist aber schon vorbei 🙁 Aber wir setzten einfach welche für Samstag auf die Cocktailliste 🙂

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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