Ein Sommerspaziergang Phase 3

Flora und Fauna

By on Juli 1, 2017

Urlaub am Bauernhof in Österreich bedeutet man wird von einem Hahn geweckt, am Agriturismo in Italien sind es die Kuh- oder Eselsglocken. Aber sie weckten mich nicht wirklich, da ich ja schon uuuur früh schlafen ging und somit um 5:00 putz munter war, bis 5:30 im Bett durchgehalten habe, dann aber zu Yoga überging. Ich hatte das ostseitige Zimmer und konnte dem Sonnenaufgang zu schauen bzw. dem was hier einem Sonnenaufgang entspricht, denn in den Bergen ist die Sonne ja schon längst munter, wenn sie sich hinter den Gipfeln schließlich vorarbeitet.

Um 6:55 war ich fix und fertig gepackt, bereit zu frühstücken und loszulegen. Der Himmel war wolkenfrei, das Wetter App versprach einen wunderbaren Tag, ich konnte es also kaum erwarten. Beim Frühstück kristallisierte sich schon heraus, dass wir nicht alle gleichzeitig loslegen würden, denn ausser mir und Hans, dem Steirer war keiner gepackt und schien auch sofort losgehen zu wollen. Also beschlossen wir die Vorhut zu sein und starteten die heutige Tour um 7:45.

Als ausgebildeter Forstwirt kannte sich Hans bestens mit der hiesigen Fauna und Flora aus und teilte sein Wissen gern mit mir. Er war sehr geduldig mit mir, obwohl ich mich ziemlich blamierte und einen Schneehasen für ein Reh hielt, und Glockenblumen für Enzian. Immerhin sind sie auch blau, wie groß war da die Chance falsch zu liegen?! Ich lernte, dass es auch in den Bergen Orchideen gibt und zwar gleich zwei unterschiedliche Sorten. Eine Pflanze, die als Verhütungsmittel eingesetzt wurde, stand auch am Lehrplan. Sie schien meist sehr effektiv gewesen zu sein, denn wenn man zu viel nahm, war sie giftig. Enzian haben wir auch gesehen, allerdings in bereits verblühter brauner Form, und noch viel mehr. Ob ich mir viel davon merken werde, weiß ich nicht. Fotos habe ich ganz viele.

Wir waren ziemlich flott, vor allem ich neige ja dazu die Berge rauf zu laufen. Jedesmal wenn ich Hans zu schnell wurde, hat er mir eine neue Blume gezeigt, die ich dann von allen Seiten fotografiert habe und mein 76-jährger (!) Begleiter wieder ein bisschen Abstand gewinnen konnte, den ich dann aufholen musste.

Um 9:00 genossen wir bereits die Aussicht am Pass.

Die heutige Überraschung der anderen Seite war schlechtes Wetter. 🙁 Es zog langsam zu und wurde immer dunkler. Obwohl es bis zum Schluß schön hätte sein sollen, kamen immer wieder Regenschauer und sogar ein kurzes Gewitter. Also war ich heute wieder in meinem roten Cape unterwegs. Das ist wirklich super, es bleibet alles trocken. Fast alles, denn das nasse Gras sorgte wiedermal für nasse Schuhe und heute waren sie so richtig wässrig. Ich betete für einen Föhn.

„Schmuddelig, aber gutes Essen“

So beschreibt der Reiseführer die Trattoria del Ponte, die heutige Unterkunft mit zwei Dreibettzimmern. Ich ahnte Böses, es war fast noch schlimmer. Die Zimmer selbst waren einfach nur nicht sauber, ok, damit kann man leben, das Bad, sprechen wir nicht über das Bad. Aber es gab keine Heizung und keinen Föhn und es war kalt. Verzweifelt und mit meinen nassen Bergschuhen in der Hand schaute ich den Trattoriabesitzer an. Darauf gab er mir einen Stapel Zeitungen in die Hand und meinte „Dare giornale nella scarpa ed è domani a secco“, was so viel heißt wie, gib Zeitung in den Schuh und er ist morgen trocken. Na dann bin ich aber gespannt. Nach einer Stunde wechselte ich mal die Stopfung und tatsächlich war das Papier komplett feucht, der Schuh aber auch. Über WhatsApp kamen von meinen Papa Tipps wie, stelle den Schuh in den Ofen, nix da kein Ofen, mach ein Lagerfeuer, nö macht sich im Zimmer auch nicht gut, stell den Schuh in den Zug. Ja dafür zu sorgen, war hier kein Problem! Irgendwann kam sogar die Sonne wieder und ich stellte die Schuhe am Balkon. So verging der Nachmittag mit dem regelmäßigen Wechsel des Zeitungspapiers.

Als Nächstes machte ich gleich mal meine 7Min und nahm ne Dusche. Der Boiler im Bad war winzig und wenn die anderen ankämen und auch duschen wollten, würde das Warmwasser ausgehen. Sauber, vom heißen Wasser gewärmt, mit Kaffee versorgt, verzog ich mich unter die Decke und wartetet, was als Nächstes passiert. Abendessen war wiedermal erst um 19:30. Eigentlich wollte ich darauf verzichten, aber als ich die Besitzerin schon nach der Frühstückszeit fragte, schaute sie mich böse an und meinte, ob ich denn nicht zu Abend esse.

Komplizierte Schlafsituation

Hans und ich waren ja als Erstes da, und bekamen je ein Dreibettzimmer. Was aber das Schlafproblem nicht löste. Als Nächstes kamen Philipp und Simon an und mussten im Garten warten, bis das ältere Pärchen fertig mit ihrer Wanderung war. Irgendwie waren die Besitzer der Trattoria sich uneinig wo wer schlafen soll. Als dann alle sieben da waren, kam die Überraschung. Es gibt noch ein Haus und dort noch zwei Doppelzimmer, die ehemaligen Kinderzimmer, d.h. es kamen alle unter und ich hatte ein Dreibettzimmer für mich allein.

Wird das jetzt das täglich grüßt das Murmeltier Spiel?

  • beim Frühstück ungeduldig darauf warten, bis es nicht zu unhöflich ist, dass man schon los geht
  • der Wettlauf ums Quartier
  • das Davonlaufen vor dem Regen
  • rotes Cape an- und ausziehen
  • Schuhe trocknen
  • ewig spätes Abendessen und dazwischen ein knurrender Magen

hmmm …

Tagesstatistik
zurückgelegte km: 13,3km
überwundene Höhenmeter:  790 bergauf / 1130 bergab
höchster Punkt: 2060m – Colle di Pian Spergiurati
tiefster Punkt: 1040 – Trattoria del Ponte
Stunden unterwegs: 5h

absolvierte Stages: 1
gefundene Geocaches: 0
davon T5: 0

Kosten:
Übernachtung inkl. Halbpension:
Links

Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Trattoria del Ponte
Route auf Komoot

Route

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5 Comments
  1. Antworten

    K2

    Juli 2, 2017

    Hallo Ania.

    Ein paar Einschätzungen zu Deinen Fragen aus der Ferne:

    1. Geh los, wann Du magst. Es ist doch nicht unhöflich, wenn man nicht zwingend in einer Gruppe läuft oder vielleicht auch nur temporär. Bevor sich jemand verbiegt …

    2. Du bist nicht am Jakobsweg und dies sollte das kleinste Quartier gewesen sein. Ein Wettlauf dürfte also nicht nötig sein und wenn, hast Du ja einen riesigen Vorteil 😉

    3. Andere Länder, andere Sitten: Ja, das mit dem Loch im Bauch und warten aufs Abendessen kenne ich. Versuche, nicht ganz so früh zu starten oder bei stabilem Wetter unterwegs etwas Zeit zu vertrödeln.

    Wahnsinn, wie weit Du nun schon bist,
    K2.

  2. Antworten

    Volker

    Juli 2, 2017

    Ein Steirer als Begleitung ist ja schon einmal ein guter Beginn. Ob er auf Dauer dein Tempo durchhält oder du seines ist die andere Frage.
    Der Countdown zum Wiedersehen wird rasch herunter gezählt sein. Bin schon neugierig, ob die Pupsen dann wieder mit von der Partie sind.
    Mein Countdown dauert jetzt auch nur mehr 13 Tage.

    • Antworten

      K2

      Juli 2, 2017

      Mein Countdown (Urlaub vom Urlaub) läuft bereits in 5-6 Tagen ab 😉

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 3, 2017

      Hi,

      Hans hat schon gemeint, er muss mal einen Botaniktag einlegen … ich glaube, das bedeutet, dass er mal einen Tag Pause von meinem Tempo braucht 😉

      Ich hab ja einige Countdowns, der wichtigste läuft nur mehr 5 Tage 😊

      Liebe Grüße, Ania.

      • Antworten

        Volker Rinner-Hänsel

        Juli 3, 2017

        Auf den hatte ich auch angespielt. Meiner beläuft sich bei 11 Tagen, so schnell gehts.
        lg

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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