Ein Sommerspaziergang Phase 4

The final countdown

By on Juli 20, 2017

Ab heute in der Früh laufen einige Countdowns:

  • 10 Mal Schlafen bis ich Tom und die Pupsen wieder sehe
  • 10 geplante Wanderungen bis nach Monaco
  • 12 Tage bis nach Monaco
  • 13 Stages zu absolvieren
  • 211 km zu gehen
  • 11320 Hm aufzusteigen
  • 13860 Hm abzusteigen

Obwohl ich ursprünglich an meiner Motivation zweifelte bzw. dachte es wäre sehr schwer, wenn meine Schätze mal in den Shuttlebus steigen, stellte es sich heraus, dass die obigen Countdowns Motivation genug waren! Das und die Neugier auf Frankreich und das Neue Unbekannte.

Der Himmel weint

Nicht mal das schlechte Wetter konnte mir heute was anhaben. Es war klar, dass ich nass werden würde. Jedesmal wenn Tom mich verlässt, regnet es. Anfänglich schien es der Wettergott ja noch gut mit mir zu meinen. Es war als ob er mir nur kleine Warnungen schicken würde. Rundherum war es finster und gefährlich, um mich herum kitzelte nur der Nieselregen ab und zu. Ich war aber vorbereitet. Die Weste habe ich in der Früh nicht weggepackt. Ich ahnte schon, dass es kalt werden wird, allerdings nicht wie kalt es werden wird. Das Verhüterli für den Rucksack gab ich noch drauf, bevor ich um 5:50 los ging und der Regenponcho baumelte auch schon, bereit ausgepackt zu werden.
Italien verließ ich trotz allem noch trocken. Der Abschied war aber alles andere als schön. Es war sehr kalt, nahezu eisig und sehr windig. Die Berge, an denen ich vorbei wanderte, waren karg und rau und schauten richtig böse aus.

Bienvenue en France, oder doch nicht

Das Willkommen in Frankreich war noch schlimmer. Ich wollte zuerst direkt zu meinem heutigen Ziel, dem Rifugio della Pace, gehen. Es wäre kein richtig beschilderter Wanderweg gewesen, aber sowohl markiert, wie auch Koomi bekannt, zuerst am Grat entlang über einen Gipfel und dann ein direkter Abstieg entlang der Grenze zwischen Italien und Frankreich zur Unterkunft. Aber es war so windig, dass ich wirklich Angst hatte, mich bläst der Wind runter. Nach 200m bin ich also wieder umgedreht und habe mich doch für die vorgeschriebene Route entlang der blauen Via Alpina über Larche entschieden. Kurz darauf fing es an zu schütten und ich begann meine Frankreichwanderung in meinem roten Cape.

Andere Welt

Die Sprache ist anderes, das war ja klar. Dass die Wanderschilder und Wandermarkierungen anders ausschauen werden, war zu vermuten. Es ist nicht mehr schwarz auf weiß, sondern schwarz auf gelb. Und die Schilder sind nicht pfeilförmig zugeschnitten, sondern haben einen Pfeil aufgemalt. Von Weitem sieht man also nicht wo sie hinzeigen. Sie sind auch klein, und ich finde nicht so gut leserlich. Aber ich habe noch 10 Tage Zeit, um mich an sie zu gewöhnen. Die Landschaft hat sich auch verändert, oder vielleicht bildete ich mir das ein. Die Berge schienen nicht ganz so hoch, als wäre alles etwas geschrumpft. Als es dann endlich aufhörte zu regnen, schienen sie auch nicht ganz so unfreundlich zu sein, wie die letzten auf der italienischen Seite.
Diese Veränderungen waren noch verkraftbar, aber als ich um 9:30 in Larche ankam, flashte es so richtig. Ich war in einer ganz anderen Welt angekommen. Der piemontesisch Charme war weg, die italienische Atmosphäre der letzten Wochen auch. Keine schönen Steinhäuser mehr, keine verfallenen Dörfchen, keine verlassenen Strassen. Hier ist alles wie in der “richtigen” Zivilisation: schöne neue Häuser, neue Asphaltstrassen, gute Autos, viele Menschen, wenige Blumen, … irgendwie alles anderes. Darauf war ich nicht vorbereitet.

Da musste gleich mal ein Kaffee her, auch wenn es noch nicht Mittag war. Aber ich musste mich mal adjustieren. Die Schuhe waren nass und ich zog mir trockene Socken an. Der Poncho konnte nun weggepackt werden. Der Rest des Weges versprach trocken zu bleiben. Im Kaffeehaus wurde ich gleich mal auf italienisch angesprochen. Offenbar sind die meisten Wanderer hier Italiener. Also behielt ich noch mein „per favore“ und „gracie“ obwohl ich beim Abstieg schon „s’il vous plaît“ und „merci“ leise geübt habe.

Suite

Auch das Rifugio stellte sich als Italienisch geführt heraus. Knapp vor 12:00 kam ich am Grenzpass zwischen Italien und Frankreich an, etwas verwundert über das Schild, welches meinte, der Pass sei von 12:00 bis 16:00 wegen der Tour de France gesperrt. Ich hab davon den ganzen Nachmittag nichts gemerkt. In der Unterkunft gab es gleich mal Verwirrung. Der nette Kellner fragte mich, ob ich Helmut sei, denn das war die einzige Reservierung für heute. Ich verneinte, obwohl ich der Meinung war, das sei nicht notwendig betont zu werden und zeigte ihm meine booking.com Buchung. Ich habe die Buchungen für heute und morgen noch unter der Annahme gemacht, ich wäre mit den Wuffis unterwegs und deswegen auch die Routen etwas unüblich geplant. Dieses Refugio lag nicht wirklich am Weg, ich muss morgen sogar 20 Minuten den selben Weg zurück gehen. Aber egal, gebucht ist gebucht, dachte ich zumindest. Erwartet hat mich hier niemand. Es war aber wieder mal gut, dass ich so früh dran war. Denn Helmut hätte eigentlich gemeint, wenn möglich würde er gern allein im Vierbett Zimmer schlafen, jetzt habe ich dieses, welches hier als Suite bezeichnet wird, bekommen. Es hat kein eigenes Bad und ein Stockbett und ein Doppelbett, und man muss durch eine anderes Zimmer durch gehen, aber immerhin habe ich es für mich allein, also ist es meine heutige Suite. Somit konnte ich auch gleich mal ungestört Yoga und 7 Min machen.

Irgendwie ist zwar alles anderes, aber dann doch gleich. Auch auf das heutige typisch italienische Abendessen werde ich verzichten, denn morgen geht es früh los. Mit den Pupsen hätte ich zwei Touren zusammen gelegt, um den Herbergen auszuweichen, die keine Hunde nahmen. Jetzt bin ich zwar ohne sie unterwegs, werde aber versuchen die Mördertour trotzdem durch zu ziehen. Und dann komme ich hoffentlich wirklich endlich in Frankreich an.

Tagesstatistik
zurückgelegte km: 19,3km
überwundene Höhenmeter: 1400 bergauf / 1040 bergab
höchster Punkt: 2702m – am Weg zum Monte Viraysse
tiefster Punkt: 1590m – Larche
Stunden unterwegs: 6h

absolvierte Stages: 1
gefundene Geocaches: 0
davon T5: 0

Kosten: 24,-
Übernachtung inkl. Frühstück: 20,-
Kaffee und Birnenpago: 4,-
Links

Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Rifugio della Pace
Route auf Komoot

Route

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6 Comments
  1. Antworten

    Cose

    Juli 20, 2017

    Der Porsche konnte nun weggepackt werden??? Ich glaub da hat’s was…. 😉

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 25, 2017

      Porsche wäre zwar nicht schlecht, aber Poncho ist im Moment viel wichtiger 😉

  2. Antworten

    silvia

    Juli 20, 2017

    Ich wünsche dir für die letzte Etappe deiner Reiße viel Spaß. Lg

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 25, 2017

      Danke Dir! Bald sehen wir uns wieder! Freu mich schon auf Euch!

  3. Antworten

    Susanna (von Roya)

    Juli 23, 2017

    Liebe Ania
    bin positiv überrascht, wie gut ich die heutige etappe gelaufen bin:) mal schauen, wie es die nächsten zwei- drei tage läuft. die berglandschaften über der baumgrenze sind für mich wie seelennahrung. du wartest natürlich sehnsüchtig auf’s meer – sehr verständlich. ich freue mich auch schon darauf👍
    herzliche grüsse
    susanna

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 25, 2017

      Liebe Susanna, das freut mich, dassces Dir so gut ergangen ist! Wünsche Dir noch weiterhin eine schöne Wanderung mit ganz viel Seelennahrung und Gemütlichkeit!
      Lass ab und zu von Dir hören und ich hoffe, wir sehen uns in Wien!
      Liebe Grüße, AniaY

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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