Höhe statt Ferne Mailand

Next Stop: Milano Centrale

By on Juli 25, 2018

Es ist so weit! Ich sitze tatsächlich im Zug und nähere mich mit ca. 200km/h dem Monte Rosa.

Aber bis wir ihn erklimmen dauert es noch ein bisschen. Einer nach dem anderen treffen wir mal in Alagna ein. Marco und ich morgen Abend, Volker Freitag am frühen Nachmittag und Thomas Freitag Abend.

Volker ist bereits seit Sonntag unterwegs. Nach leichten Startschwierigkeiten, bedingt durch Streiks der Bahnen in Mailand, hat er zusammen mit seinem Neffen Phase III des Graz-Monaco Spaziergangs in Stresa begonnen. Wir sind in Kontakt und ich bekomme immer wieder Bilder und Anfragen zugeschickt, die mich in Erinnerungen schwelgen lassen. Gestern waren sie in Rimela und haben Renata ganz lieb von mir gegrüßt. Sie hat sich an uns erinnert und sofort an ein halbes Kilo Fleisch gedacht. Heuer werde ich es nicht schaffen, aber ich möchte sie unbedingt wieder besuchen! Da muss ich doch glatt an Maria denken, die auf der GTA vor Jahren dort vorbei gewandert ist und seit dem jährlich ihren Urlaub im Albergo Fontana verbringt.
Geplanterweise ist Volkers letzter Stop bevor wir uns treffen in Rima. Sie kommen dann am Freitag direkt am Refugio S. Ferioli vorbei, bevor sie nach Alagna absteigen. Volkers Neffe tritt dann die Heimreise an und Volker begleitet ihn dafür nach Mailand. Ich hoffe, dass er spätestens am Samstag Abend zu uns stößt.

Thomas startet am Freitag mit einer 10h Wanderung von Macugnaga über Alagna ins Rifugio und wird von mir mit Abendessen gegen 21.00 erwartet. Der Arme dachte ursprünglich, es geht nur nach Alagna und dann habe ich die Pläne geändert, oder eigentlich Marco, und nun muss er nach dem Abstieg noch einen Aufstieg angehen. Dafür ist dann Samstag Ruhetag angesagt, bevor es am Sonntag auf DEN Berg geht.

Ich fange mit einer Sightseeing Tour in Mailand an. Der Nachtzug bringt mich um 9:10 in die Modemetropole. Da ich mich erst um 18:30 mit Marco treffe, kann ich meinen Namenstag mit Bummeln verbringen. Versprochene 32°C bei Sonnenschein schreien nach Aperol in Flip Flops. Das hat das Packen etwas schwieriger gestaltet. Irgendwie wollte ich den morgigen Tag nicht in meiner Wanderkluft verbringen. Also kam zum Standardweitwanderrucksack erweitert um das Monte Rosa Equipment noch ein Sackerl mit Nicht-Merino-Shirt, Rock und Flip-Flops. Somit bin ich wieder auf dem gewohnten Gewicht von 20kg, obwohl gar keine Hunde dabei sind und ihre Sachen weg fallen.

Anna con tre uomini, ma senza cani.

Ja leider mussten meine zwei treuen Begleiterinnen zuhause bleiben. Einerseits wäre die Tour auf 4500HM wohl kaum das Richtige gewesen. Wobei nach Vaishavis tollen Leistung am Hochfeilerwochenende bin ich mir diesbezüglich gar nicht so sicher. Ihr oder ihnen scheinen die langweiligen Spaziergänge zuhause aktuell keinen Spaß zu machen, aber ein Geröllfeld motiviert sie zu unmöglichen Leistungen. 🙂 Aber der Hauptgrund ist natürlich Ryoko, mit ihrem stetig wachsenden Bäuchlein. Seit Anfang der Woche sieht man ihr ihre Trächtigkeit an und wie ich mich heute verabschiedet habe, fiel es mir richtig schwer zu gehen. Ich werde ihre Veränderung jetzt nicht miterleben. Ich werde jetzt eine Zeitlang nicht für sie da sein können. 🙁 Dabei scheint sie gerade jetzt ziemlich anhänglich zu sein. Auch die Hormone machen ihr zu schaffen. Nach einer längeren „NichtsFressPhase“ hat sie jetzt die Phase, wo sie mit Hautproblemen zu kämpfen hat. Sie schleckt und kratzt sich und muss deswegen einen Trichter tragen, wenn niemand bei ihr ist. Durch meine Abwesenheit wird das nun an normalen Werktagen den ganzen Tag der Fall sein. Eigentlich sollte ich gar nicht weg. Aber die seit langem geplante Monte Rosa Tour wollte ich nicht absagen. Die Fortsetzung auf der GTA wird aber auf Tom und mich noch etwas warten müssen. Heute habe ich bereits das Rückfahrtticket gebucht – sobald ich vom Berg unten bin, geht’s auch gleich wieder zu Würmchen nach Hause.

19,6kg plus ein bisschen mehr

Um 19:23 brachte mich Tom bepackt mit meinem grünen Weitwanderrucksack, Volkers rotem Monte Rosa Equipment Rucksack und einem Lifeball Sackerl zum Schlafwagen nach Milano. Ursprünglich wollte ich fliegen, um möglichst lange Zuhause zu sein. Da aber die leistbaren Flüge alle zu unchristlichen Zeiten waren und preislich ein Schlafwagen ähnlich war, entschied ich mich für die gemütlicher Variante. So kann ich mich ausschlafen, meinen Blog schreiben und vielleicht ein bisschen was über Mailand lesen. Mein Plan ist gleich mal ein Schließfach für das ganze Zeugs zu suchen und mich dann ins Getümmel zu schmeißen. Ok, ich brauche wahrscheinlich zwei Schließfächer. Mein Rucksack ist so voll wie noch nie. Ich habe bis auf zwei paar dünne Socken, ein ärmelloses Leiberl und den SportBH alles in gleicher Zusammenstellung wieder mit. Dazu kamen noch je ein Paar Seidensocken, dicke Socken, und mega dicke Socken. Ich habe echt Angst oben zu frieren. Die ursprünglichen -12°C hat Marco zwar mittlerweile auf -10°C revidiert, aber das ist trotzdem kalt. So habe ich mich auch für richtig warme Schuhe entschieden. Meine Wanderschuhe sind nicht steigeisenfähig und so musste ein neues Paar her. Die sind jetzt schön Rot und warm, aber nicht mal annähernd so bequem. 🙁 Mit der Steigeisenfähigkeit kommt nämlich ne ziemliche Härte dazu. Aber sie wurden am Hochfeiler eingegangen und ich bin überzeugt, wir packen den Monte Rosa auch. Da ich aber die ersten zwei Tage nicht mit den harten Schuhen gehen will, habe ich meine altbewehrten Wanderschuhe auch mit. Die hängen aber beide außen dran, sowie der Eispickel. Was den Rucksack richtig füllt sind Gamaschen, Steigeisen, Klettergurt, drei Stück Karabiner, eine Bandschlinge und der Helm, sowie alles zusätzliches Equipment, das nicht zur Standardweitwanderausrüstung gehört, wobei manche ja der Meinung sind Gamaschen und Steigeisen schon. Das hätte letztes Jahr vielleicht einiges leichter gemacht.

Als ich alles zusammen hatte und anfing die Sachen in den Rucksack zu packen wurde mir so richtig bewusst, dass die Tour die wir vorhaben, nicht so die “folge einfach den Wandermarkierungen auf dem ausgetretenen Pfad”-Wanderung sein wird. Die Nervosität stieg. Es wird meine erste Seilschaft sein, es wird mein erster 4000er sein. Was kommt da genau auf uns zu?
Wir werden sehen, aber zuerst heißt es mal Mailand genießen und Alagna, Marco und Rifugio S. Ferioli wieder sehen.

Die Vorfreude steigt!

Links

Fotos von heute
Volkers Blog

zum Nachlesen

21.06.2017 – Thomas gesellt sich zu uns
22.06.2017 – Renata kann man nur lieben
04.08.2017 – Wiedersehen
02.07.2018 – Vaishavis Einsatz in der Gaisscharte

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3 Comments
  1. Antworten

    K2

    Juli 31, 2018

    Hallo Ania.

    “Manche” sind nun auch wieder aus den Bergen zu Hause, Kathrin hat sich sehr über die Grüße und Bernd und ich über je 3 min Dusche gefreut.

    Meine Stöcke hättest du aber nicht verstecken lassen müssen 🙁

    Liebe Grüße vom frisch geduschten
    K2.

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      August 3, 2018

      Hallo,

      was war denn mit Deinen Stöcken?!

      Danke fürs Grüße ausrichten und freut mich, dass Ihr die Dusche genießen konntet. Einmal im Rif. Margherita weiß man 3Min heiße Dusche gleich noch viel mehr zu schätzen 🙂

      Liebe Grüße, Ania.

      • Antworten

        K2

        August 14, 2018

        Stöcke waren am Morgen weg. Verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt.

        Der Chef hat mir dann – nach einer von ihm dirchgeführten Belastungsprobe – liegen gebliebene Stöcke aus dem Schuppen gegeben.

        Am späten Abend gab er mir dann Bescheid, daß meine Leki Karbon-Faltstöcke mit fixer Länge von 130cm (also kaum von anderen bevorzugt) im 2. Stock unter einem Sessel aufgetaucht sind.

        Die Ersatzstöcke blieben nun in Stein für M-V-Wanderer oder Hochfeiler-Aspiranten, die ihre vergessen haben – laut Sonja erst kürzlich passiert.

        Meine werde ich wohl Fasching in Brixen abholen – oder ich muß im Herbst nochmal einen Ausflug auf die Edelraut unternehmen … 🙂

        K2.

        P.S.: Evtl. haben die maroden Black Diamonds (nur von abzuraten) von 2014 jetzt hier für meine Fieberschübe gesorgt 😉

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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